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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 17.11.1992, 10:22 Uhr.

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ADN6009 4 pl 250

lbg/pl/Justiz/Stasi/Roßberg/Stolpe
Staatsanwaltschaft will Roßberg zur Medaillen-Verleihung vernehmen -

Weiter steht "Aussage gegen Aussage"

Potsdam (dts Nachrichtenagentur/ADN-lbg). Die Potsdamer Staatsanwaltschaft will den früheren Stasi-Offizier Klaus Roßberg im Zusammenhang mit gegen ihn laufenden Ermittlungen zur Verleihung der DDR-Verdienstmedaille an Manfred Stolpe vernehmen. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hans-Dieter Menden, auf ADN-Anfrage sagte, steht ein Termin noch nicht fest. Man hoffe aber, daß der bekanntgewordene Moskau-Aufenthalt Roßbergs nur ein Besuch ist. "Wenn er sich abgesetzt hat, sehen wir alt aus." Menden rechnet damit, daß der Fall "in vier Wochen erledigt" ist. Nach Roßberg soll auch das Hausmeister-Ehepaar gehört werden, das nach Angaben Roßbergs bei der Medaillenübergabe an den DDR-Kirchenjuristen Stolpe im Jahre 1978 die Gäste bewirtet haben soll. Die Ladung weiterer Zeugen wie Roßberg-Chef Wiegand stünde noch nicht fest. Dennoch stehe weiter Aussage gegen Aussage.

Inzwischen hat der "Nachrichtenhändler" Jürgen Perguss am 2. November die Aussage vor der Staatsanwaltschaft wegen der Gefahr eigener Belastung verweigert. Perguss hatte den spektakulären Auftritt Roßbergs bei Sat.1 am 13. Oktober eingefädelt. Roßberg hatte eidesstattlich versichert, er selbst habe Stolpe die Medaille überreicht. Vor dem Stolpe-Untersuchungssausschuß am 23. Oktober wiederholte er diese Aussage. Stolpe hingegen beteuerte, die Medaille vom 1979 verstorbenen Kirchenstaatssekretär Seigewasser erhalten zu haben. "Definitiv" schließe er aus, daß Roßberg ihm die Medaille überreicht hat. Roßberg war einer der Führungsoffiziere des IM "Sekretär".

Gegen Roßberg läuft ein Ermittlungsverfahren "wegen des Verdachts falscher Versicherungen an Eides Statt und der Verleumdung einer Person im politischen Amt". Stolpe selbst hatte Strafanzeige gestellt. Auch Roßberg hat Anzeige gegen Stolpe erhoben, die nach Aussage Mendens aber derzeit nicht weiter bearbeitet wird. "Wenn Roßberg gelogen hat, dann braucht Stolpe nicht angehört zu werden."

igo/psc

170922 Nov 1992