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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 07.06.1996, 14:43 Uhr.

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bln/wi/Bauen/Johannisviertel
Pläne für Johannisviertel nehmen Gestalt an - "Tacheles" mit Zukunft

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN-bln). Die Pläne für das Johannisviertel in Berlin-Mitte nehmen Gestalt an. Rund um das international bekannte Kulturzentrum "Tacheles" zwischen Friedrich-, Johannis-, Oranienburger und Tucholskystraße soll ein Ensemble aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit entstehen, wie Projektleiterin Toni Sachs Pfeiffer am Freitag vor Journalisten sagte. Die Fundus-Gruppe als Investor wird den Gesamtkomplex voraussichtlich im Jahre 2002 fertigstellen.

Den Kern des Viertels bildet nach Angaben von Frau Pfeiffer das "Tacheles", das langfristig mit seiner denkmalgeschützten Front erhalten bleiben solle. Für Umbau und Sicherung des Hauses komme der Investor auf, jedoch müßten noch verbindlich Art und Ausmaß der Renovierung festgelegt werden. "Tacheles" und die Senatskulturverwaltung hätten ihrerseits den innovativen Charakter des Projekts zu sichern.

Insgesamt sind 30 bis 40 Häuser mit jeweils "eigenem architektonischem Gesicht" vorgesehen. Im Unterschied zu früheren Planungen sollen mehr als 40 Prozent des Areals dem Wohnen vorbehalten bleiben. Außerdem wird es Büros, Läden, Restaurants und viel Grün geben. Die Gebäude gruppieren sich um einen öffentlichen, autofreien Platz namens "Das Ei am Tacheles", in dessen Zentrum ein Medienturm stehen soll.

Als erstes Vorhaben wird bis Anfang 1997 der "Johannishof" wieder hergerichtet. Die ursprüngliche Zigarettenfabrik war in der DDR zum Hotel umgebaut und zuletzt als Gästehaus des Ministerrates genutzt worden, fiel nach der Wende jedoch dem Vandalismus zum Opfer. Das Gebäude steht bis zum Jahr 2000 zur Zwischennutzung offen, wobei kleine Räume oder ganze Etagen gemietet werden können. Danach erhalten die Mieter auf Wunsch andere Angebote im Viertel.

Fundus-Chef Anno August Jagdfeld würdigte den sogenannten kooperativen Planungsansatz, bei dem die späteren Nutzer weitgehend einbezogen werden, als "beispielhaftes Pilotprojekt" für Deutschland. Vor diesem Hintergrund seien derzeit auch keine Aussagen über die Investitionssumme möglich, da die Ansprüche der künftigen Mieter oder Eigentümer erst ermittelt werden müßten.

Im Rahmen einer Bürgerinformation haben Interessierte ab Samstag bis 21. Juni Gelegenheit, auf dem Gelände an der Johannisstraße 19 eine Ausstellung zu besichtigen sowie ihre Vorschläge und Kritiken in das Bebauungsplanverfahren einzubringen. Geöffnet ist werktags von 16.00 bis 20.00 Uhr, am Wochenende von 14.00 bis 18.00 Uhr.

chs/mwa

071243 Jun 1996