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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 10.11.1996, 21:56 Uhr.

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ddp/ADN0308 4 pl 224

Presse 26/Uno/Zaire
"Berliner Morgenpost"

"wer schon durchschaut die komplexe situation in zentralafrika an den grossen seen, das spiel um macht und staatlichen zusammenhalt in ruanda, burundi und zaire, in das die noch einigermassen intakten nachbarstaaten kenia und tansania hineingerissen zu werden drohen. es geht ja nicht nur um einen ethnischen konflikt zwischen tutsi und hutu, in dem auch noch uganda interessenpolitik verfolgt. worum es aber derzeit geht, das ist das elend der mehr als eine million fluechtlinge im osten zaires. es geht um das taegliche sterben von mehr als tausend menschen, denen lebensmittel und wasser fehlen, die der benoetigten medikamente entbehren muessen, die sie von den durch hunger hervorgerufenen krankheiten heilen koennten. und dabei lagern diese hilfsgueter tonnenweise nur wenige kilometer von den elenden entfernt. doch niemand kann den transport garantieren, es sei denn, eine interventionstruppe macht sich auf den weg. und hier hakt es. frankreich draengt, aber wegen kolonialer und nachkolonialer fehlentscheidungen muss es unterstuetzung bei den vereinten nationen suchen. der von washington ungeliebte uno-generalsekretaer bereitet zwar einzelheiten fuer einen einsatz vor, doch muss der sicherheitsrat entscheidungen treffen. dort wiederum blockieren die amerikaner eine sofortige intervention, weil sie einen fehlschlag wie etwa in somalia fuerchten. und auch die betroffenen afrikanischen staaten verzoegern, ja behindern eine rettungsaktion. machtinteressen stehen ihnen ueber dem gebot, das leben von menschen zu retten. afrika, schrieb ein kundiger beobachter, sei das schlechte gewissen der welt, aber es habe der welt nie den schlaf geraubt. es steht zu befuerchten, dass es auch afrika selbst nicht den schlaf raubt."

ddpADN

102056 Nov 1996