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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 03.12.1996, 17:04 Uhr.

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Unternehmen/Samag/Zf
(Zusammenfassung - Neu: Aufbaubank) Saalfelder Werkzeugmaschinenfabrik beantragte Gesamtvollstreckung

- Belegschaft besetzte Betrieb - Aufbaubank will weiter helfen

Saalfeld (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Die Geschäftsleitung der Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH (Samag) hat am Dienstag beim Amtsgericht Gera die Einleitung eines Gesamtvollstreckungsverfahrens beantragt. Grund dafür seien Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. Bereits seit drei Monaten hatten die rund 220 Mitarbeiter des Unternehmens keinen Lohn mehr erhalten. Diese hatten am Morgen das Unternehmen besetzt.

Bereits seit längerer Zeit habe das Saalfelder Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, sagte der Pressesprecher des Thüringer Finanzministeriums, Stefan Neyer, der Nachrichtenagentur ddpADN. "Bereits zweimal hat das Land Thüringen Bürgschaften für die Samag übernommen, die Thüringer Aufbaubank half zudem mit Cash-Mitteln aus." Insgesamt seien dem Unternehmen Mittel in zweistelliger Millionen-Höhe zugeflossen. Offensichtlich sei aber die Kostenstruktur weiter "aus dem Ruder gelaufen".

Bei Gesprächen in den letzten Tagen habe sich herausgestellt, daß der Liquiditätsbedarf des Unternehmens "offensichtlich wesentlich höher ist, als von der Geschäftsleitung bisher abgegeben", sagte der Pressesprecher der Thüringer Aufbaubank, Michael Klughardt. Für Land, Aufbaubank und Geschäftsbanken seien jedoch weitere Darlehen "nicht mehr verantwortbar". Allerdings werde die Aufbaubank "unverzüglich" mit dem Sequester Kontakt aufnehmen, um die Samag aus dem Konkurs heraus zu retten. Bereitschaft zur Hilfe signalisierte auch das Finanzministerium. Nach Auskunft Neyers könnten "Liquiditätshilfen angeboten werden, um vorliegende Lieferverträge abarbeitet zu können. Damit gelänge es vielleicht, "Zeit zu kaufen", um neue Geldgeber oder Investoren zu finden.

Die Belegschaft des Saalfelder Traditionsbetriebes, der 1993 aus der Wema Saalfeld heraus gegründet wurde, will nach den Worten des Betriebsrates die Produktion fortführen. So lägen für 1997 bereits Aufträge für über 13 Millionen Mark vor. Auch verfüge man mit der Fertigungsstrecke für Mercedes über einen stabilen Posten. Außerdem gehe es im Maschinenbau wieder aufwärts, die Samag habe einige attraktive Lohnaufträge in Aussicht, sagte Vorsitzender Willi Brandenburg. Die Belegschaft kontrolliert seit dem Vormittag die Wareneingänge und vor allem alle Abgänge aus dem Betrieb.

Von der Gesamtvollstreckung des Saalfelder Betriebes ist die Samag-Tochter, Paatz Viernau GmbH, vorerst offenbar nicht betroffen. "Wir hoffen, daß wir da rausgehalten werden", sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur ddpADN. Beim Amtsgericht Meiningen lag ein Gesamtvollstreckungsantrag für das 100-Mann-Unternehmen bei Zella-Mehlis am Dienstag nicht vor.

lth/tas/hoe

031604 Dec 1996