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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 23.01.1992, 08:42 Uhr.

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lsa/wi/Unternehmen/Fleischwaren/Zerbst
Zerbster Schlanke erobert westdeutschen Markt

Zerbst (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsa). Mit einem Umsatz von 21 Millionen Mark hat die Zerbster Fleisch- und Wurstwaren GmbH das 91er Geschäftsjahr abgeschlossen. Insgesamt war das Betriebsergebnis des durch die niedersächsische Gebrüder Schulte Fleischwarenfabrik AG übernommenen Unternehmens allerdings negativ, berichtete Geschäftsführer Karl Schroer. Hauptursache dafür seien vor allem die anfänglichen Einbrüche im Frühjahr 1991, die alle Lebensmittelhersteller in den neuen Bundesländern nach der Wende zu verzeichnen hatten. Nachdem das Sanierungskonzept der Schulte-AG umgesetzt wurde, war für das letzte Quartal 1991 eine positive Tendenz festzustellen. 9 Millionen Mark wurden im vergangenen Jahr in Zerbst investiert. Weitere 9,6 Millionen Mark sollen 1992 fließen. Für dieses Jahr ist ein Umsatz von 46 Millionen Mark geplant.

Die Zerbster Fleisch- und Wurstwaren GmbH war am 15. März 1991 rückwirkend zum 1. Juli 1990 mit 180 von ehemals 350 Mitarbeitern privatisiert worden. Gegenüber der Treuhand habe man sich verpflichtet, innerhalb der nächsten zwei Jahre jeweils 50 Mitarbeiter neu einzustellen, wobei ehemalige Beschäftigte den Vorzug erhalten, so Schroer. Neun verschiedene Artikel an Aspik, Brühdauerwurst und Kochwurst gehören zur Zerbster Produktionspalette. Aus dem ursprünglichen Sortiment wurden die Kochwurst sowie die überregional bekannte "Zerbster Schlanke" übernommen. Eingestellt wurde die Schlachtung und der Frischfleischvertrieb. Aus dem Stammwerk in Dissen am Teutoburger Wald sind die Produktionslinien Cabanossi und Sülze in die 20.000 Einwohner zählende Kreisstadt verlagert worden. 75 Prozent der Zerbster Wurstwaren werden in den Altbundesländern abgesetzt.

Allerdings gefährden ungeklärte Fragen der Wasserver- und -entsorgung das Konzept des Zerbster Betriebes, sagte Geschäftsführer Schroer. So erwarte das Unternehmen langfristige Preissicherheiten als wirtschaftlich kalkulierbaren Faktor, die bisher nicht gegeben werden konnten. Es gebe zwar Verhandlungen, doch werde bis zum 10. März keine Lösung gefunden, wären die 180 Arbeitsplätze gefährdet. An diesem Tag läuft das Rücktrittsrecht der Gebrüder Schulte AG von dem Kaufvertrag aus und diese haben sich auch schon nach einem neuen Ansiedlungsstandort umgesehen.

Die 1893 gegründete Gebrüder Schulte Fleischwarenfabrik AG ist Niedersachsens größter Wurstfabrikant und zählt nach eigenen Angaben bundesweit zu den zehn führenden Herstellern. Das 650 Mitarbeiter zählende Unternehmen konnte innerhalb der letzten drei Jahre seinen Umsatz um 50 Prozent von 160 Millionen auf 240 Millionen Mark steigern. Zum Sortiment gehören 200 verschiedene Produkte, darunter Sülze, Naturdarm-Würstchen und Dauerwurst.

230742 Jan 1992