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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 18.01.1992, 01:01 Uhr.

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Presse/Nahost
"Junge Welt" zu Nahost

Es kam, wie es nach allen Anzeichen nur kommen konnte. Die Teilnehmer an den Washingtoner Nahostverhandlungen reisten unverrichteterdinge wieder ab. Zwischen Israel und dem Libanon sowie Syrien scheitert nach wie vor jeder Gesprächsansatz an der israelischen Besetzung des Südlibanon bzw. der Golanhöhen. Wenn aus Jerusalem diesbezüglich keine anderen Signale zu hören sind, wird auch jede weitere Verhandlungsrunde nutzlos sei, falls es überhaupt noch eine gibt. Selbst die Palästinenser mit ihrem sehr moderaten Vorschlag, in Gaza und Westjordanland eine Teilautonomie auszurufen, ernteten von Israel ein Nein, das es ihnen schwermacht, weiterzuverhandeln.

Ihren eigenen Autonomieplan ließen die Israelis gleich im Köfferchen, schielten ohnehin nur noch nach Hause. Dort hatte bereits der Gedanke von Premier Yitzhak Shamir an eine Selbstverwaltung der Palästinenser zum Austritt der ultrareligiösen Parteien aus seiner Koaliton geführt. Das kann er indes sehr gelassen betrachten. Entweder die Abrünnigen stimmen weiter mit ihm, oder es gibt Neuwahlen. Bei diesen hätte Shamir gute Chancen auf mehr Sitze als jetzt.

Die Wahlen wären frühestens im Mai. Bis dahin allerdings könnte wohl nicht verhandelt werden und das spärliche Rinnsal Friedensprozeß damit endgültig vertrocknen. Die Amerikaner, denen ihre selbstgewähhlte Moderatorenrolle zunehmend lästig ist, werden die Chance, sich dieses Golfkrieg-Gelübdes still und heimlich zu entledigen, gern wahrnehmen. Was bleibt, ist der Konflikt.

180001 Jan 1992