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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 28.02.1997, 11:31 Uhr.

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Medien/Radio/Campanile/Korr
Keine Gebete und keine Verkündigung - "Radio Campanile" geht als Informationssender "aus christlicher Verantwortung" ins Kabel

--Von ddpADN-Korrespondentin Tamara Bartlitz--

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Gebete gibt es nicht, auch keinen Verkündigungsfunk, und ein "frommes Programm" will Joachim Kirsch, Chefredakteur von "Radio Campanile", nicht machen. Der seit Anfang Dezember von Ludwigshafen aus bundesweit aktive Sender versteht sich als "Informationsfunk aus christlicher Verantwortung". Bislang nur für Satellitenschüssel-Besitzer über Ton-Unterträgerfrequenzen des Deutschen Sportfernsehens (DSF) hörbar, geht "Radio Campanile" ab Samstag in zehn Bundesländern schrittweise ins Kabel.

Campanile ist der Glockenturm und der erinnert an Kirche - von bekennend ökumenischen Sendern wie etwa "Radio Paradiso" in Berlin sieht Kirsch seinen eigenen dennoch meilenweit entfernt. Zweimal stündlich gibt es im Wortprogramm des Ludwigshafener "Glockenturms" Nachrichten, und die sind an der Aktualitätslage orientiert, nicht daran, den Hörern "Gutes" verkünden zu wollen. "Wir berichten über die Welt, wie sie ist", sagt der 41jährige Chef im ddpADN-Gespräch. Christliche Verantwortung setze für ihn dort ein, wo das Radioteam Perspektiven aufzeigt. Klassisches Beispiel: Der Meldung über die Horror-Zahlen vom Arbeitsmarkt folgt ein Beitrag über Arbeitslosen-Initiativen. Mut machen, Menschen Wege aus der Verzweiflung aufzeigen, nennt der Chefredakteur das, und gibt das Motto seines Teams preis: "Für uns ist das Glas immer halb voll."

Kirsch sieht den Sender, der derzeit täglich zwischen 06.00 Uhr und 21.00 Uhr zu hören ist, in der Nähe von Programmen wie etwa MDR info. Für die Zukunft - das 24-Stunden-Vollprogramm ist geplant - kann er sich durchaus ein Profil wie das des Kölner Deutschlandfunks vorstellen. Gemacht wird "Radio Campanile" von sieben Redakteuren am Stammsitz Ludwigshafen und fünf Redakteuren in München. Zudem verfügt der Sender über ein Netz von etwa 18 Korrespondenten in allen europäischen Hauptstädten und den USA - die Zahl der Korrespondenten soll in den nächsten Jahren auf das Doppelte anwachsen. Konfessionelle Bindungen spielen nach Angaben Kirschs bei der Auswahl der Mitarbeiter keine Rolle. Nachrichten, Gespräche, Features und Hintergrundberichte, die "über Gott und die Welt informieren", werden täglich ergänzt durch Weltkirchennachrichten von "Radio Vatikan". Soziale Einrichtungen und Hilfswerke haben feste Sendeplätze. Jeden Sonntag wird ein Gottesdienst übertragen.

Die Idee für "Radio Campanile" entstand Kirsch zufolge vor zehn Jahren. Jetzt trägt ein Förderverein das Radio. Spenden - neben den Einlagen der Gesellschafter bislang die einzige Finanzierungsquelle - kommen von Mittelständlern, aber auch von Privatpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet. Künftig will der Sender auch von Werbung leben - dafür, daß das Konzept der Werbefinanzierung aufgeht, hat Kirsch "für 1998, vielleicht sogar schon für Ende dieses Jahres, gute Signale".

(Informationen über die Sendefrequenzen von "Radio Campanile" bekommt man nach Senderangaben unter der kostenlosen Telekom-Telefonnummer 0130/0555).

tba/cok

281031 Feb 1997