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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 15.06.1992, 10:41 Uhr.

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Justiz/Prozesse/Mauerschützen
Schwindendes Interesse an Mauerschützenprozessen

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN). Zwei Berliner Schwurgerichtsprozesse gegen Mauerschützen wurden am Montag bei geschwundenem Interesse der Öffentlichkeit fortgesetzt. Dem Verfahren vor der 29. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin wegen Totschlags gegen den 32jährigen ehemaligen DDR-Grenzsoldaten Steffen Scholz, der am 1. Weihnachtsfeiertag 1983 an der Mauer in Berlin-Pankow auf den damals 21jährigen Silvio Proksch geschossen und tödlich verletzt hatte, folgten zu Beginn lediglich fünf Zuhörer und zwei Journalisten.

Eine Stunde später war beim Verhandlungsbeginn vor der 9. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin kein einziger Zuhörer im Gerichtssaal. Vier Medienvertreter begleiteten das Verfahren gegen vier ehemalige DDR-Grenzsoldaten, die sich wegen gemeinschaftlichen versuchten Totschlags zu veranworten haben. Ihnen wird von der Anklageschrift vorgehalten, am 5. September 1971 gegenüber dem Axel Springer Verlagsgebäude auf den damals 21jährigen Bernd Sievert geschossen zu haben. Durch zwei Treffer am Bein schwer verletzt war der Flüchtling festgenommen und später von einem DDR-Gericht zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt worden.

150841 Jun 1992