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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 08.03.1992, 11:17 Uhr.

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lsc/sp/Fußball/Bundesliga/Dresden/Betrachtung
Zwei Punkte zu früh "gebucht" - Heiße Diskussion um Klinkerts Foul

--Von ADN-Korrespondent Klaus Wilk--

Dresden (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsc). Der Aufwärtstrend der Dresdner Dynamo-Kicker erhielt am Freitagabend im 1:2-Match mit Borussia Mönchengladbach einen Dämpfer, der auch die 14.000 Zuschauer tief enttäuschte. Nach den bemerkenswerten Auswärts-Auftritten gegen Bayern München (2:1) und den VfB Stuttgart (1:1) sowie dem 0:0 zu Hause gegen den Titelanwärter aus Dortmund hatte im Dresdner Lager "nur ein Sieg" für die Gelb-Schwarzen zur Debatte gestanden. "Es wird einem schon unheimlich, wenn wir eine einfache Rechnung aufmachen und die beiden Punkte gegen Mönchengladbach als gebucht ansehen", war im Programmheft zu lesen. Zwar wurde es den Fußballfreunden später wirklich "unheimlich", aber aus einem ganz anderen Grunde als vorher angenommen, sah man sich doch auf den Boden der nüchternen Tatsachen zurückgeholt.

Etwa eine halbe Stunde ging es im Spiel so leidlich hin und her, es passierte nicht viel. Aber nach einem sehenswerten Spielzug der Gastgeber, den Uwe Jähnig (32.) unter Bedrängnis erfolglos abschloß, und einem 20-m-Freistoß von Matthias Maucksch knapp neben das Borussia-Gehäuse (34.) kam jene heiß diskutierte 38. Spielminute, als Hans-Uwe Pilz vom Gladbacher Manndecker Michael Klinkert regelwidrig im Strafraum von den Beinen geholt wurde, der Pfiff des Unparteiischen Manfred Neuner (Leimen) jedoch ausblieb. Auch später gab es noch einige umstrittene Situationen, in denen der Referee nicht "auf der Höhe" schien.

Verärgert machte sich Dynamo-Coach Helmut Schulte Luft: "Es waren Szenen dabei, da hätte es in jedem normalen Stadion bei jedem normalen Schiedsrichter wenigstens einen Elfmeter gegeben. Aber auch daran haben wir uns schon gewöhnt, daß hier Dinge entschieden werden, die nicht für uns entschieden werden..." Die Dresdner verfallen ins Grübeln, wenn sie an jene harten Bestrafungen denken, von denen sie in der Anfangsphase der Meisterschaft betroffen wurden. Gab es damals für zum Teil Allerwelts-Fouls sofort "Rot" und wochenlange Sperren, werden jetzt in der Bundesliga für ähnliche "Sünden" glimpfliche Strafen verhängt oder gar lächerliche Geldbußen ausgesprochen.

Sicher war dies nicht der einzige Grund für die unnötige Niederlage der Gastgeber, die sich trotz Dauerregens redlich mühten, das Spiel für sich zu entscheiden. Trainer Schulte fühlte sich schmerzhaft an die Niederlage gegen Nürnberg erinnert. "Damals war ich der Meinung, daß wir solch ein Spiel nur einmal verlieren. Aber heute war es praktisch wieder das gleiche. Wir waren, an Torchancen gemessen, hoch überlegen, besonders auch was das Engagement in der zweiten Halbzeit vom Spielerischen, Kämpferischen und Läuferischen betrifft". Eigentlich sei es normal, daß so eine Mannschaft das Spiel gewinnt, aber "bei uns ist es schon normal, daß wir das Spiel nicht gewinnen", sagte der fast verzweifelte Coach, der nun auf die nächsten Auswärtsspiele hofft. "Da sind wir etwas mehr vom Glück verfolgt." (auch Basis am Sonnabend)

081017 Mar 1992