[zurück zur Suche]

 

Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 10.11.1992, 11:29 Uhr.

Die dts Nachrichtenagentur hält die umfangreichen Nutzungs- und Verwertungsrechte. Bei Fragen zu Sondernutzungsrechten oder Lizenzierung wenden Sie sich an unseren Vertrieb.

 

ADN3007 4 sp 366

Sportpolitik/Sachsen-Anhalt
LSB-Präsident empfiehlt: Finanzlöcher auch durch Selbsthilfe stopfen - "Übungsleiter sind auch Sozialarbeiter"

Magdeburg (dts Nachrichtenagentur/ADN). Einst gab er seiner Mannschaft den Rückhalt und verhinderte Tore, jetzt setzt sich der ehemalige Fußball-Torhüter Dr. Hans-Georg Moldenhauer dafür ein, daß der Sport im Land Sachsen-Anhalt nicht weiter in den Rückstand gerät. ADN führte mit dem kommissarischen Präsidenten des Landessportbundes (LSB), zugleich Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), das folgende Interview.

ADN: Die Sportverbände und Vereine haben finanzielle Sorgen. Trainer und Übungsleiter werden über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) bezahlt. Bleibt das künftig so?

Dr. Moldenhauer: Es gibt bisher noch keine Klarheit darüber. Wir wissen im Landessportbund, daß es in allen Verbänden und Vereinen ABM-Stellen gibt. Wenn sie wegfallen, dann hat das erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Sportbetrieb. Sozialminister Schreiber kennt die Probleme. Er setzt sich für die Beibehaltung der jetzt üblichen Regelung ein.

ADN: Haben denn Trainer und Übungsleiter überhaupt noch einen Stellenwert in unserem Land?

Dr. Moldenhauer: Ja, den haben sie. Schließlich ist der Sport eine gesellschaftliche Angelegenheit. Deshalb betrachte ich die Übungsleiter als eine Art Sozialarbeiter, die mit ihrer Erziehung zu den sportlichen Idealen wie Fairneß und Freundschaft einen Gegenpol zu Haß und Ausländerfeindlichkeit schaffen. Wenn die Kinder und Jugendlichen sich in ihrem Verein wohlfühlen, dann lungern sie nicht auf der Straße herum und haben andere Ideale als Gewalttäter.

ADN: Wie werden die kleinen Vereine durch den Landesssportbund in ihrem Existenzkampf unterstützt?

Dr. Moldenhauer: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, den Sport finanziell zu unterstützen. Das passiert durch die Vergabe von Haushaltsmitteln bei der Sportstättensanierung, auch durch Lotto-Toto-Gelder ist das möglich. Es gibt auch noch andere Quellen, aus denen Mittel für den Sport fließen. So wird der Kauf von Großsportgeräten auf Antrag finanziert. In den Vereinen muß man jedoch auch umdenken. Sponsoren und Beitragserhöhungen sind wichtige Finanzquellen. Darüber muß man in den Vereinen beraten und zur Selbsthilfe greifen.

ADN: Ist das Finanzsäckel schon leer für 1992?

Dr. Moldenhauer: Nein, uns stehen aus dem Haushalt noch gut drei Millionen zu, die wir auch dringend benötigen.

ADN: Am 5. Dezember ist die Neuwahl des LSB-Präsidiums. Stellen Sie sich als derzeit kommissarisch eingesetzter Präsident zur Wahl?

Dr. Moldenhauer: Nein, das werde ich nicht. Ich möchte meine ganze Kraft dem Fußball widmen, denn da komme ich ja her. Arbeit und Aufgaben gibt es genügend in diesem mitgliederstärksten Verband. Ich hoffe, daß wir bis zum vorgesehenen Termin 15. November genügend Vorschläge von den Mitgliedern erhalten, damit die Funktionsbesetzung im Interesse aller Sportler des Landes durch Wahlen erfolgen kann. (Das Gespräch führte Hans Malli)

kho/rbz

101029 Nov 1992