Rechtsextremismus/Mölln/Ermittlungen
Sonderkommission folgt 20 Hinweisen zu Brandanschlägen von Mölln - Noch keine heiße Spur

Mölln/Karlsruhe (dts Nachrichtenagentur/ADN). Zu den Attentätern von Mölln gibt es derzeit noch keine heiße Spur. Einen Tag nach den Brandanschlägen, bei denen in der Nacht zum Montag drei Menschen getötet worden waren, verfolgen die Sicherheitsbehörden rund 20 Hinweise, wie ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Dienstag mitteilte.

In der norddeutschen Stadt ist mittlerweile ein Flugblattaktion der Polizei. Mehrere Dutzend Beamte wollen im Laufe des Tages in Mölln rund 5.000 Flugblätter verteilen, auf denen Fahnungsfragen an die Bevölkerung gerichtet sind. Für Hinweise, die zur Ergreifung und zur Verurteilung des oder der Täter führen, ist eine Belohnung von bis zu 50.000 Mark ausgesetzt. Die Ermittlungen wegen des Mordes an den drei Türkinnen in Mölln führt eine 30 Mann starke Sonderkommission der Kripo Kiel im Auftrag vonm Generalbundesanwalt Alexander von Stahl.

Unter der Überschrift "Mord an türkischen Mitbürgern" wird die Bevölkerung auf den Flugblättern gefragt, wer zur Tatzeit in der Umgebung der beiden ausgebrannten Häuser in der Möllner Innenstadt verdächtige Beobachtungen gemacht hat oder Angaben über mutmaßliche Täter machen kann. Nach den Anschlägen waren bei Polizei und Feuerwehr Bekenneranrufe eingegangen, die mit der Parole "Heil Hitler" beendet wurden.

Als Todesursache stellte die Bundesanwaltschaft nach einer Obduktion der 51jährigen Frau und der 14 und 10 Jahre alten Mädchen in allen drei Fällen "schwerste Brandverletzungen und Kohlenmonoxidvergiftungen" fest. Der Brand in der Mühlenstraße, wo die drei Türkinnen umkamen, wurde nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im Vorflur des Mietshauses gelegt. Das in Brand geratene Treppenhaus habe dabei "wie ein Schornstein gewirkt". Mit welchen Hilfsmitteln das Feuer gelegt wurde, steht noch nicht fest.

rok/muc

241105 Nov 1992