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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 16.05.1998, 14:52 Uhr.

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lmv/wi/Verkehr/Seeschiffahrtstag/Zf
(Zusammenfassung) Flaggenparade beendet 29. Seeschiffahrtstag

Rostock (dts Nachrichtenagentur/ADN-lmv). Mit einer Flaggenparade vor dem Rostocker Rathaus ist am Samstag der 29. Seeschiffahrtag zu Ende gegangen. Rund 800 Teilnehmer, vornehmlich aus den Bundesländern an Nord- und Ostseeküste, haben an den Kongressen und Vorträgen teilgenommen, teilte Garrit Leemrejze vom gastgebenden Deutschen Nautischen Verein mit. Die Vertreter nautischer Organisationen, von Hafenbetrieben, Seefahrtsschulen, der Bundesmarine und Schiffahrtsverwaltungen nutzten das dreitägige Treffen zu Fachkongressen, auf denen Fragen zur Zukunft des maritimen Standorts Deutschland diskutiert wurden. Der nächste Seeschiffahrtstag wird im Jahr 2001 in Elsfleth in Niedersachsen stattfinden.

Bundespräsident Roman Herzog hatte am Freitag vor den Teilnehmern einen Kurswechsel in der deutschen Seeschiffahrtspolitik signalisiert. Der Bundestag habe ein Besteuerungssystem für die deutschen Reeder beschlossen, wie es in den großen europäischen Schiffahrtsländern Holland und Norwegen schon seit langem praktiziert werde, sagte Herzog in Rostock. Dieser Regelung müsse der Bundesrat noch zustimmen.

Die einzuführende Tonnagebesteuerung, der bereits mehr als die Hälfte der europäischen Handelsflotte unterliege, schaffe Wettbewerbsgleichheit zugunsten der deutschen Reeder. Zusätzlich sollen die Reeder für ihre unter deutscher Flagge fahrenden Schiffe steuerlich entlastet werden, indem sie 40 Prozent ihrer auf die Heuer anfallenden Lohnsteuer einbehalten können. Alle Fachleute bestätigten nach Auskunft von Herzog, daß damit dem Trend der Ausflaggung entgegengewirkt werde.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) hat sich auf dem Seeschiffahrtstag für die Ansiedlung von mehr Werften-Zulieferunternehmen aus dem In- und Ausland an der ostdeutschen Ostseeküste ausgesprochen. Im Zuge der Neustrukturierung der maritimen Wirtschaft sei auch die wissenschaftlich-technische Infrastruktur und die Zulieferindustrie im Land stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur noch knapp neun Prozent aller Werften-Zulieferungen stammten aus dem Bundesland.

Mindestens 150 der rund 1.000 unter fremder Flagge fahrenden deutschen Schiffe könnten wieder nach Deutschland zurückkehren, wenn die vom Bundesrat beschlossenen Vergünstigungen für die Reeder eingeführt werden. Das sagte Christoph Hinz vom Bundesministerium für Verkehr, Abteilung Seeverkehr, während eines Fachkongresses im Programm des 29. Deutschen Seeschiffahrtstages. Von den rund 1.700 Schiffen deutscher Reeder fahren aufgrund der hohen Kosten bei Steuern und Personal derzeit nur noch rund 700 unter deutscher Flagge.

Die angekündigten Änderungen der Schiffbesetzungsverordnungen führten während des gesamten Konferenztages am Freitag zu Protesten der ÖTV, der Seeberufsgenossenschaft und des Vereins der Seemannsfrauen e.V.. Studenten der Warnemünder Seefahrtsschule entrollten im Konferenzgelände Transparente mit der Aufschrift "Bundesrat schickt 8.000 Seeleute aufs Arbeitsamt".

arh/tba

161252 May 1998