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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 14.06.1998, 15:34 Uhr.

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Geschichte/Zisterzienser/Brandenburg/
Gottesdienst zum Auftakt "900 Jahre Zisterzienser in Brandenburg"

Lehnin (dts Nachrichtenagentur/ADN). Mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der Klosterkirche Lehnin ist am Sonntag in Brandenburg das 900jährige Gründungsjubiläum des Zisterzienserordens eingeläutet worden. In ihren Predigten hoben der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, sowie der Berliner Weihbischof Wolfgang Weider die "Klarheit des christlichen Zeugnisses und des christlichen Lebens" des aus Frankreich kommenden Ordens hervor. Weider beklagte zugleich, daß die heutige Gesellschaft "arm an Gottes- und Nächstenliebe" sei.

Bis zum Herbst sind 150 Veranstaltungen in den 17 ehemaligen Zisterzienserklöstern des Landes geplant. Brandeburg befinde sich im "Zisterzienserrausch", sagte Kulturminister Steffen Reiche (SPD). Das Erbe des Ordens sei ein "historischer Schatz, der bis heute noch nicht ganz gehoben worden ist". Denn neben der Christianisierung Brandenburgs hätten die Zisterzienser wesentlich zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Mark beigetragen.

Der Kulturminister wies darauf hin, daß die Landesregierung in der vergangenen Zeit viel für die Klöster getan habe. Chorin habe bereits ein Besucherzentrum erhalten, das Stift Neuzelle werde "auf Hochtouren" restauriert und für Heiligengrabe suche man nach neuen Nutzungsmöglichkeiten. Noch im Sommer sollen laut Reiche touristische Hinweisschilder den Weg zu den Klosteranlagen zeigen.

Lehnin ist das älteste Kloster der Zisterzienser in der Mark Brandenburg. Der Orden hatte einst weitere Niederlassungen in Chorin, Zinna, Neuzelle, Zehdenick, Mühlberg, Altfriedland, Boitzenburg, Mariensee, Doberlug-Kirchhain, Heiligengrabe, Himmelpfort, Jüterbog, Lindow, Seehausen, Stepenitz und Ziesar.

Gegründet wurde der Orden im Jahre 1098 im französischen Citeaux, bereits 100 Jahre später wurden Niederlassungen an Elbe und Oder errichtet. Mehr als 30 Klöster entstanden in Brandenburg, Groß- und Kleinpolen sowie Pommern und Schlesien, dier durch ihre auf Schlichtheit ausgerichtete Klosterarchitektur und den Bildungsstand der Mönche und Nonnen auffielen. Ein Europäisches Zisterzienserforum an der Frankfurter Europa-Universität Viadrina will ab Mittwoch unter dem Motto "Norm, Kultur, Reform" der Frage nachgehen, warum sich der Reformorden so schnell von Frankreich über Europa ausbreiten konnte.

Konzerte, Sonderausstellungen und Führungen gibt es an fast allen früheren Zisterzienserstandorten in Brandenburg. Kloster Zinna überarbeitete seine Dauerausstellung und gestaltete daraus ein Spezialmuseum über den Orden. Neuzelle, Jüterbog, Boitzenburg und Marienfließ bieten eigene Ausstellungen an. In vielen Klosterruinen gibt es Klassik-Konzerte, Theateraufführungen oder Vorträge. Der Verein "Brandenburgische Sommerkonzerte" hat sein Jahresprogramm unter das Motto 900 Jahre Zisterzienser gestellt und veranstaltet sieben Konzerte in ehemaligen Klosterruinen. Am Sonntag gab es zum Auftakt in Lehnin gregorianische Gesänge des Münchner Vokalensembles "Die Singphoniker" und ein Streichquintett von Anton Bruckner.

lbg/sth/spa

141334 Jun 1998