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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 09.10.1992, 11:21 Uhr.

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Energie/Umwelt/Solarenergie
Kaum Lichtblicke für Mecklenburgs solare Energiewirtschaft - Wenig Förderung für Installateure und Anwender von Sonnenkraftanlagen

-- Von ADN-Korrespondent Ralph Sommer --

Rostock/Güstrow (dts Nachrichtenagentur/ADN). Wissenschaftler aus Schleswig-Holstein haben vor mehreren Monaten mit einer bemerkenswerten Energiebilanz für Aufmerksamkeit gesorgt: Sie hatten errechnet, daß schon die Strahlenleistung der Sonne von nur 50 Minuten ausreichen würde, den gesamten energetischen Jahresbedarf der Menschheit abzudecken. Das Argument hatte auch in Mecklenburg zwei frisch gegündete ingenieurtechnische Firmen davon überzeugt, sich künftig dem in den neuen Bundesländern kaum erschlossenen Markt für solare Energieanlagen stärker zuzuwenden.

In Güstrow arbeitet seitdem die Firma SPARTEC, die sich vor allem auf Projektierung, Bau und Installation thermaler Solaranlagen spezialisiert hat. 16 Sonnenkollektoren aus der Firma sind bislang in privaten Haushalten oder kommunalen Einrichtungen in Betrieb, um Wasser oder Luft mit der Kraft der Sonne zu erwärmen. Das größte Projekt steht im brandenburgischen Wittstock. Dort heizt eine 180 Quadratmeter große Fläche von Sonnenkollektoren ein Hallenbad auf die angenehme Wassertemperatur von 28 Grad auf. Doch solche Aufträge sind noch rar, meint Geschäftsführer Joachim Schreier. "Der Bedarf für solch zukunftsweisende Technik muß erst mal bei den Leuten geweckt werden."

Ganz so richtig läuft das Geschäft mit solaren Energiesystemen auch noch nicht bei der zweiten in Mecklenburg-Vorpommern seßhaften Solar-Firma. Die Rostocker PLAMEC GmbH, die Ende 1990 ausgerechnet mit dem Bau und Vertrieb von Sonnenchutzanlagen begonnen hatte, betrachtet die Installation von Photo-Voltaik-Systemen noch immer nur als zweites Standbein. 15 solcher Systeme, die die Energie der Sonne in elektrische umwandeln, wird das Unternehmen in Kürze auf den Dächern mecklenburgischer Wohnhäuser installieren. Deren Bewohner werden dann nicht nur eine weitaus geringere Stromrechnung als bisher zu erwarten haben. Die regionalen Energieunternehmen zahlen sogar für jenen überschüssigen Teil, den die Solaranlage ins zentrale Netz einspeist.

Jede dieser Anlagen unterstützt das Bonner Forschungsministerium im Rahmen seines "1.000-Dächer-Programms" mit 70 Prozent aller Kosten. Doch diese Förderung läuft bald aus. "Dann haben wir keine Chance mehr", befürchtet PLAMEC-Geschäftsführer Peter Herklotz. Kaum einer im armen Osten wird sich derzeit eine teure Solaranlage leisten können. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, dessen Wirtschaftsministerium sich nach Auskunft beider Solarfirmen überdurchschnittlich viel Zeit mit den Bewilligungsverfahren läßt, stehen die Zeichen für die solare Energiegewinnung schlecht. Während beispielsweise Brandenburg die Installation von thermischen Solaranlagen und Wärmepumpen mit 30 Prozent fördert, ist aus dem Schweriner Landestopf kein Pfennig zu erwarten. Um so bedauerlicher, da gerade in Mecklenburg-Vorpommern die Meteorologen in diesem "Jahrhundert-Sommer" die längste Sonnenscheindauer von ganz Deutschland konstatierten. (Auch Landesdienst)

lmv/som/hcp

091021 Oct 1992