Presse 30/Verkehr/Unfälle
"Berliner Morgenpost"

"was sich am ostersonntagabend bei kilometer 197 auf der autobahn hannover-berlin abspielte, ist der alptraum jedes autofahrers. an einer baustelle kommt ein fahrzeug ins schleudern, wird ueber die leitplanke katapultiert und trifft entgegenkommende wagen in dachhoehe wie ein geschoss. den opfern koennen dann weder defensives fahren noch passive schutzvorrichtungen wie airbag, seitenaufprallschutz oder knautschzonen helfen. sieben menschen, darunter drei kinder, sind tot, zwei weitere kinder und der unfallfahrer schwer verletzt. man darf den ermittlungen, wegen siebenfacher fahrlaessiger toetung gefuehrt, nicht vorgreifen. unfaelle koennen auch durch technisches versagen ausgeloest werden. aber bei weitaus den meisten ist menschliches versagen die ursache: zu hohe geschwindigkeit, alkohol, uebermuedung, mangelnde beherrschung der verkehrssituation, sorg- oder ruecksichtslosigkeit. 'mangelnde geschwindigkeitsanpassung bei schlechter witterung' fuehrt die polizei als grund weiterer unfaelle an diesem ostersonntag an. sie forderten zum glueck keine todesopfer, doch wurden zwoelf menschen mehr zum teil schwer verletzt. man muss nur mal bei dichtem nebel gefahren sein, um an vernunft oder verantwortungsgefuehl vieler autolenker zu zweifeln. was hilft dagegen? am besten wohl eine kombination von abschreckender aufklaerung und strenger bestrafung. der irrationale widerstand gegen den sicherheitsgurt konnte durch fernseh-demonstration der gefahren ueberwunden werden, die er vermeiden hilft. die justiz sollte aber in schweren faellen auch nicht davor zurueckschrecken, auf 'bedingten vorsatz' zu erkennen. ein fuehrerschein ist kein freibrief. jeder fahrer weiss doch, daß sich sein geliebtes auto in eine gefaehrliche waffe verwandeln kann. dass sein ruecksichtsloser gebrauch tod und leid anderer menschen in kauf nimmt."

ddpADN

131832 Apr 1998