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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 11.03.1992, 09:25 Uhr.

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lsc/pl/Geschichte/Just/Janka
Janka: "Ich kann Just nicht verzeihen!" - Aus Achtung vor Stolpes SPD geschwiegen

Leipzig (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsc). "Wer so etwas getan hat wie Gustav Just, egal ob unter Befehlsnotstand oder nicht, hatte nach dem Krieg die Pflicht, sich zu offenbaren, insbesondere wenn er eine politische Karriere beginnen wollte", urteilt der Schriftsteller Walter Janka über den einstigen Mitangeklagten in den stalinistischen Schauprozessen der 50er Jahre. In einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwochausgabe) sagte der 78jährige Janka: "Ich kann Just nicht verzeihen." Janka begründete sein bisheriges Schweigen zur Affäre Just mit "Achtung vor der SPD Manfred Stolpes". Er habe der Kampagne gegen den brandenburgischen Ministerpräsidenten "keine Munition" liefern wollen. Außerdem sei Just bereits in allen DDR-Zeitungen der 50er Jahre als "Kriegsverbrecher" verurteilt worden.

Entschieden dementierte Janka, er habe in den 50er Jahren Just belastet. Nach seiner Erinnerung habe in den Schauprozessen der damalige Generalstaatsanwalt aus dem Tagebuch von Just zitiert. Akten und Vernehmungsprotokolle und wahrscheinlich auch das Tagebuch von Just befänden sich in der Gauck-Behörde.

Der Fall Stolpe habe nach Ansicht Jankas nichts mit der Affäre Just zu tun. Ob Stolpe bei seinen Kontakten mit der SED, dem Staatsapparat und der Stasi "sauber geblieben" sei, könne er nicht einschätzen. "Aber was hätte Stolpe denn sonst tun sollen, wenn er Leute aus dem Knast holen wollte", verteidigt Walter Janka den brandenburgischen Ministerpräsidenten. (Auch Basis)

110825 Mar 1992