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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 19.12.1998, 08:41 Uhr.

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Organtransplantationen für Katzen und Chemotherapie für Hunde

(Bilder FRA501/502)High-Tech-Medizin wird zunehmend auch bei Tieren eingesetzt

- Hohe Kosten für die Halter

Von AP-Korrespondentin Kalpana Srinivasan ¢

Philadelphia (AP) Diesen Rat ihres Tierarztes wollte Sally Apfelbaum nicht hören: Er empfahl, "Pierre" einzuschläfern. Der sechsjährige Kater litt an einem apfelsinengroßen Tumor, der auf seine Lungen drückte. Aber zum Sterben fand Apfelbaum das Tier zu jung. Sie brachte ihren Kater daher in die Universitätstierklinik in Philadelphia, wo er von Krebsspezialisten mit Chemotherapie behandelt wurde. Richtig gesund wird "Pierre" nie wieder, und alle paar Wochen muß er sich erneut einer Chemotherapie unterziehen. Doch sein Frauchen ist zufrieden. "Sie haben ihm sehr geholfen in der Klinik", sagt die New Yorkerin und streicht dem Kater übers Fell, das durch die Behandlung noch weicher wurde. "Er hat ein schönes Leben."

Apfelbaum gehört zu der wachsenden Zahl Tierhalter, die ihre Lieblinge mit dem besten versorgen lassen, was die moderne Medizin zu bieten hat. Von Nierentransplantationen für Katzen bis zu Operationen am offenen Herzen bei Hunden: Neue Behandlungmethoden retten Haustiere, die noch vor zehn Jahren nicht lange überlebt hätten. Doch mit den neuen Möglichkeiten stehen Ärzte und Tierhalter häufig vor denselben ethischen Problemen wie in der Humanmedizin. Die Veterinäre bemühen sich daher, möglichst zu Beginn einer Behandlung abzuklären, inwieweit die ärztlichen Bemühungen einen Sinn haben. Manchmal müsse man den Tierhaltern offen sagen, daß sich der emotionale und finanzielle Aufwand nicht lohne, da die Chancen des Tiers schlecht stünden, sagt Joan Hendricks, Leiterin der Intensivstation.

Assistenzprofessorin Karin Sorenmo glaubt, daß es falsch ist, Tiere aggressiven Krebsbehandlungen zu unterziehen, die einen langen Krankenhausaufenthalt nötig machen. "Tiere leben in der Gegenwart", sagt sie. Um den Familien bei der Entscheidung zu helfen, macht die Klinik auch einen Kostenvoranschlag. In manchen Fällen entscheiden sich die Tierhalter dann aus finanziellen Zwängen, ihr krankes Tier einschläfern zu lassen. Nierentransplantationen kosten 5.000 Dollar (8.300 Mark), was die Kosten für die Entnahme beim Spendertier einschließt. Die Erweiterung der Arterien eines Hundes mittels eines Ballonkatheters kostet 1.200 bis 1.500 Dollar (2.000 bis 2.500 Mark), die Ultraschalluntersuchung eines Magens 180 Dollar (300 Mark), und eine Übernachtung in der Klinik beginnt bei 80 Dollar (130 Mark).

Zwtl: Jährlich rund 23.000 tierische Patienten in Philadelphia

Transplantationen sind bei Katzen am erfolgreichsten, weil sie fremde Organe seltener abstoßen als beispielsweise Hunde. Als Organspender dienen Katzen aus Tierheimen oder ehemalige Versuchstiere, die sonst getötet würden. Einige Tierkliniken verpflichten die Besitzer, das Spendertier zu adoptieren, das dann mit einer Niere weiterlebt. Herz- oder Lebertransplantationen werden allerdings nicht durchgeführt. "Dann müßten wir ein gesundes Tier töten, um ein krankes zu retten", sagt John Wooldridge, Kleintierchirurg an der Universität von Kalifornien in Davis.

In Philadelphia werden Tiere auf Tragen durch die Gänge der Klinik gerollt, an Infusionsflaschen angeschlossen. Weniger schwere Fälle werden von Pflegern vorsichtig im Arm getragen oder an Leinen geführt. In einem abgedunkelten Raum werden Echocardiogramme durchgeführt, um Herzproblemen auf die Spur zu kommen. Die Untersuchungsgeräte sind dieselben wie für Menschen. Die Intensivstation hat zwölf Plätze. Darin gibt es Glaskammern mit überwachter Sauerstoffzufuhr und Temperatur für Tiere, die sich von Operationen erholen. In der Tierklinik der Universität von Pennsylvania werden jährlich rund 23.000 Patienten behandelt.

Manche Familien scheuen keine Kosten, wenn es um die Gesundheit ihres Haustiers geht. Als Anne Loisch eine Wucherung am Zeh ihre siebenjährigen Rottweilers "Luther" entdeckte, beruhigte sie ihr Tierarzt. "Schön und gut, aber in unserer Familie hat es schon mehrere Krebsfälle gegeben", sagte sie sich und ließ in der Klinik eine Gewebeprobe entnehmen. Die Wucherung wurde so als bösartig erkannt und anschließend entfernt. Die Kosten dafür trug Loisch, wie die meisten Tierhalter, selbst. Während "Luther" eine Chemotherapiespritze in seinen Zeh erhält, überlegt sein Frauchen aber, daß sie künftig vielleicht doch eine Krankenversicherung für ihr Tier abschließen will.

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AP/699g,703g12-11/sü/sh

190741 Dec 1998