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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 21.07.1992, 07:07 Uhr.

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Feature/Dänemark/Geschichte/Düppeler Schanzen 1 (2 Teile)
Düppeler Schanzen mit neuer Aktualität - Seit 1864 kommt für die Dänen alles Böse aus dem Süden

-- Von Ernstwalter Clees --

Sonderburg (dts Nachrichtenagentur/ADN/Feature). Die leuchtend rotweiße dänische Flagge, der Danebrog, ist schon von weitem zu sehen. Plötzlich wird die beschauliche Fahrt über die Landstraße längs der Flensburger Förde durch Kopfsteinpflaster unterbrochen, links und rechts tauchen Kanonen auf, ein Betonbauwerk am Straßenrand erinnert an einen Bunker: Wir befinden uns auf einem Schlachtfeld - 128 Jahre nach Ende der Kämpfe.

Die Düppeler Schanzen, in deutschen Geschichtsbüchern kaum noch gegenwärtig, haben in diesem Jahr im Nachbarland Dänemark neue Aktualität gewonnen. Nach vielen Jahren privater und amtlicher Aktivität wurde die Landschaft auf Broackerland, gegenüber der Hafenstadt Sonderburg am Alsensund gelegen, ein einziges großes Museum. Auf zahlreichen, liebevoll gepflegten kleinen Friedhöfen ruhen hier - selbstverständlich nach ihren Heimatländern getrennt - dänische, preußische und österreichische Soldaten, von denen meist nur die Namen der Offiziere und Unteroffiziere festgehalten wurden. Aber auch darüber hinaus ist das gesamte Gelände ein einziger Friedhof. Denn es hatte im vergangenen Jahrhundert zwei Kriege gesehen. Den ersten Deutsch-Dänischen Krieg (1848-50) hatte Dänemarks König Friedrich VII., gleichzeitig Herzog von Schleswig, Holstein und Lauenburg, ausgelöst. Im Zusammenhang mit der Überführung des Landes in die konstitutionelle Monarchie durch eine von liberalen Grundsätzen geprägte Verfassung verkündete er nämlich die Eingliederung Schleswigs. Dagegen erhoben sich Schleswigs und Holsteins Bauern und bekamen Unterstützung durch die Königreiche Preußen und Österreich.

Die Windmühle von Düppel und die Schanzen zu ihren Füßen, von denen aus der Übergang nach Alsen verteidigt werden sollte, spielten im zweiten Deutsch-Dänischen Krieg 1864 eine Rolle. Christian IX., als Nachfolger Friedrichs VII. seit 1863 König von Dänemark, sanktionierte nämlich mit der Verfassung seines Vorgängers auch die vollständige Verschmelzung Schleswigs und Dänemarks und löste damit den militärischen Konflikt mit dem Deutschen Bund aus. In einem verlustreichen Stellungskrieg unterlag Dänemark schließlich und mußte mit dem Frieden von Wien (30.10.1864) die drei Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten. (folgt)

210507 Jul 1992