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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 09.09.1992, 12:31 Uhr.

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lsc/wi/Mittelstand/Handwerk/Gewerbe/Konferenz
(ausführlich zu ADN8020 wi 11:35) Handwerk und Gewerbe Westsachsens fordert Beseitigung von Investitionshemmnissen - Biedenkopf für "gründerfreundliches Klima"

Chemnitz (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsc). Über mögliche Wege zur Beseitigung von Investitionshemmnissen für mittelständische Handwerks- und Gewerbebetriebe der westsächsischen Region berieten am Mittwoch 250 Vertreter aus Handwerk und Gewerbe mit politischen Entscheidungsträgern aller Ebenen auf einer Konferenz in Chemnitz. Sachsens Ministerpräsident Prof. Kurt Biedenkopf (CDU) sprach sich dabei für die Schaffung eines "gründerfreundlichen Klimas" für das Handwerk und Gewerbe im Freistaat aus.

Er unterstützte die Forderung nach einer Verlängerung der Kündigungsschutzregelung für Gewerberäume bis Ende 1994. Darüber hinaus forderte er eine Gleichbehandlung von Privatisierern und Reprivatisierern in der Frage der Altschulden. Es könne nicht angehen, daß einem Käufer die Altschulden erlassen werden, weil er einen entsprechend großen Verhandlungsspielraum habe und der einheimische Reprivatisierer von seinen Altschulden erdrückt werde.

Biedenkopf teilte die Auffassung des Präsidenten der Chemnitzer Handwerkskammer, Walter Hartwig, der den im Einigungsvertrag verankerten Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung als eine "schwere Schädigung des überlebenden und sich neu entfaltenden sächsischen Mittelstandes" bezeichnet hatte. Das jetzt vorliegende Investitionsvorranggesetz ist nach Auffassung der Handwerkskammer "ein Schritt nach vorn", mache jedoch nur einen Sinn, "in Verbindung mit einem entsprechenden Entschädigungsgesetz", meinte Hartwig.

An Treuhand und Kommunen gerichtet forderte der Präsident der Handwerkskammer sowohl felxibleres Handeln als auch mittelstandsfreundlichere Konditionen bei Grundstücksverkauf und -vermietung sowie Transparenz der Entscheidungen. In diesem Zusammenhang regte er die Gründung einer Unternehmerschutzzentrale an, die in Zweifelsfällen als neutraler und zugleich autorisierter Ansprechpartner zu Rate gezogen werden könne.

Derzeit weisen 34 Prozent der Handwerksbetriebe im Regierungsbezirk Chemnitz ausgebuchte Auftragsbücher vor. Weitere 50 Prozent seien mit ihren Aufträgen und Umsätzen zufrieden, nur 15 Prozent der Unternehmen zeigten sich unzufrieden. Bei den auf der Mittelstandskonferenz angemahnten noch besseen Voraussetzungen könnten sowohl Investitionen als auch Arbeitsplätze im Handwerk der neuen Bundesländer sofort um ein Wesentliches aufgestockt werden, konstatierte Hartwig.

ckk/dwk

091031 Sep 1992