ADN0113 4 wt 214Umwelt/Giftmüll
Thüringer Umweltminister verteidigt unterirdische Giftmülldeponie
Erfurt (dts Nachrichtenagentur/ADN). Der Streit um die Thüringer Giftmülldeponie Kirchheilingen zwischen der Umweltorganisation Greenpeace und dem Erfurter Umweltministerium geht weiter. Die frühere Gaslagerstätte sei aufgrund ihres geologischen Aufbaus zur Aufbewahrung von flüssigen Abfallprodukten "gut geeignet", sagte Umweltminister Hartmut Sieckmann (FDP) am Mittwoch in Erfurt vor Journalisten. Es handele sich nicht um eine unterirdische Giftküche. Für die Gesundheit der Bevölkerung herrsche keine Gefahr.
Greenpeace befürchtet hingegen, daß das Verpressen von Altölen, Pflanzenschutzmitteln sowie Säuren und Tensiden längerfristig eine Gefährdung des Grundwasser und damit der Trinkwasserversorgung zur Folge hat. Die Umweltschutzorganisation hatte deshalb im Juni den Einlaufstutzen der mehr als 1.000 Meter ins Erdinnere führenden Sonde der Untertage-Sondermüll-Deponie zubetoniert.
Der Umweltminister warf Greenpeace das Schüren von unberechtigten Ängsten in der Bevölkerung vor. Zwei von seinem Ministerium veranlaßte Probebohrungen hätten ergeben, daß durch die Deponie keine negativen Einflüsse auf die Trinkwasserqualität in der Region zu verzeichnen seien, sagte Sieckmann. Seit 1963 wurden nach seinen Angaben in insgesamt zwei Sonden insgesamt 62.185 Kubikmeter schadstoffhaltige Abwässer in den Untergrund eingelassen.
Der Greenpeace-Wasserexperte Jörg Naumann bestätigte hingegen ADN am Mittwoch, daß der TÜV Hessen Bedenken gegen die in der Deponie verwendeten Rohre aus herkömmlich legierten Kohlenstoffstahl angemeldet hatte. Das Material sei säureanfällig und könnte den aggressiven Flüssigkeiten auf lange Sicht nicht standhalten. (auch Landesdienst)
lth/thb/hjb
251351 Nov 1992