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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 22.03.1992, 16:41 Uhr.

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Raumfahrt/China
China: Raketenstart mißglückt

--Von ADN-Korrespondent Dr. Lutz Pohle--

Peking (dts Nachrichtenagentur/ADN). China ist am Sonntagnachmittag daran gescheitert, einen internationalen Kommunikationssatelliten ins All zu befördern. Die Trägerrakete vom Typ "Langer Marsch 2E", die erstmals einen australischen Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn bringen sollte, hat beim Start von der chinesischen Raketenbasis Xichang in der Provinz Sichuan offensichtlich Feuer gefangen. Die Mission mußte abgebrochen werden. Während des landesweit direkt vom chinesischen Fernsehen übertragenen Starts züngelten einige Sekunden vor dem Abheben der Trägerrakete Flammen aus einem Triebwerk. Die Bodenmannschaft geriet in Unruhe, und man konnte Schreie hören: "Abschalten, Abschalten!" Die Rakete war noch in Startposition, als das Fernsehen seine Direktübertragung abbrach.

Der Präsident der für den Start verantwortlichen chinesischen "Great Wall Industry Corporation" erschien kurz dananch auf dem Bildschirm und entschuldigte sich mit den Worten: "Die Trägerrakete kann nicht aufsteigen, der Start war ein Fehlschlag." Er kündigte weitere Untersuchungen an und eine Information an den Kunden, eine private australische Telekommunikationsgesellschaft mit Sitz in Sydney. Sie wollte den "Aussat B-1" geannnten, von der amerikanischen Hughes Corporation hergestellten Satelliten zur Verbesserung der Kommunikation einsetzen.

Das Mißgeschick mit "Aussat B-1" folgt einer ebensolchen Panne am 28. Dezember des vergangenen Jahres, als eine Rakete vom Typ "Langer Marsch 3" einen chinesischen Satelliten in die falsche Umlaufbahn befördert hat. Damals hatte der Sprecher der chinesischen Raumfahrtbehörde noch erklärt, daß der Fehlstart keinen Einfluß auf das internationale Satellitengeschäft Chinas haben wird. "Wir werden umsichtiger beim Start ausländischer Satelliten sein", hatte er erklärt.

Die Volkskrepublik bemüht sich schon seit einiger Zeit darum, ihre Raketentechnologie international zu vermarkten, um die knapper gewordenen Mittel zu kompensieren. In diesem Jahr sind noch Starts mit einem weiteren australischen sowie mit einem schwedischen Satelliten geplant.

Bislang ist unklar, ob der australische Satellit bei dem mißglückten Startversuch beschädigt wurde. Bei der Rakete handelt es sich um eine für kommerzielle Zwecke umgebaute Interkontinetalrakete des chinesischen Militärs. Das Zusatztriebwerk, das offensichtlich Feuer gefangen hatte, gehört zu der Originalrakete.

221541 Mar 1992