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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 04.01.1992, 03:23 Uhr.

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ADN1003 4 pl 178

Presse/Georgien
"Berliner Zeitung" zu Georgien

... gamsachurdias erste amtshandlungen galten der entmuendigung der minderheiten in abchasien, adsharien und suedossetien sowie der knebelung der medien. er erklaerte die opposition zu kriminellen und schewardnadse zum volksfeind. und er wollte nicht zuletzt eine art ''ariernachweis'' einfuehren. das alles haette ihm jedoch nicht das genick gebrochen. im gegenteil: gamsachurdia konnte sich mit diesem kurs durchaus als traeger einer breiten politischen stroemung in seiner republik betrachten. der praesident leitete seine sturz ein, als er alle wichtigen ministeraemter auf sich vereinigte und damit das gleichgewicht in der neuen machtelite zerstoerte. es ist in zeiten hoechster not ein akt der selbstverteidigung, einen despoten auch gewaltsam zu stuerzen, um die demokratie wiederherzustellen. doch diese begruendung ist in tbilissi nur vorgeschoben. das beweist schon ein blick auf die bisherigen funktionen der neuen maechtigen: josseliani, der vorsitzende des militaerrates, ist gleichzeitgg chef einer miliz, kitowani ist fuehrer der nationalgarde, charkawaschwili, der stadtkommandant, chef der paramilitaerischen ''weissen adler''. die diktatur wird also nur zerschlagen, um eine junta - ein neues gleichgewicht von diktatoren - zu errichten. dass die republik nach diesem blutvergiessen zu demokratischen formen bei den unausweichlichen weiteren auseinandersetzungen findet, ist stark zu bezweifeln.

040223 Jan 1992