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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 06.12.1992, 09:00 Uhr.

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Ungarn/Habsburg/Hochzeit
(Wiederholung vom Sonnabend) K.u.k-Flair in Budapester Matthias-Kirche - Walburga von Habsburg heiratete schwedischen Grafen Archibal Douglas

--Von ADN-Korrespondentin Cornelia Kowalski--

Budapest (dts Nachrichtenagentur/ADN). Nach 76 Jahren zog in die Budapester Matthias-Kirche wieder k.u.k.-Flair ein. Am Samstag heiratete die Erzherzogin von Österreich, Walburga von Habsburg (33), den schwedischen Grafen Archibald Douglas (42). Das letzte monarchische Ereignis an diesem Ort datiert aus dem Jahre 1916, als Walburgas Großeltern - Kaiser Karl und Gattin Zita - in Buda König und Königin von Ungarn wurden. 1867 nahmen hier Kaiser Franz Joseph und Elisabeth (Sissi) die Krönungsinsignien aus der Hand von Graf Gyula Adrassy entgegen und begründeten damit die österreichisch-ungarische Monarchie.

Um 12.00 Uhr wurde der Bräutigam von seiner Mutter, der in schwedischer Tracht erscheinenden Gräfin Margareta Douglas, zum Altar geleitet. Unter den Klängen der Musik von Mozart und Beethoven führte dann Otto von Habsburg seine Tochter in die Kirche. Die Braut trug ein von der bayerischen Hofschneiderin Erika Schwaiger gearbeitetes weißes Kleid mit einer viereinhalb Meter langen Schleppe und einem Spitzenüberhang mit den Wappen derer von Habsburg und Sachsen-Meinigen. Denn Mutter Regina von Habsburg ist eine geborene Wettinerin. Der Bräutigam erschien im Cut. Der Brautschmuck, in Silber gefaßte Bergkristalle, kam aus Schweden. Die Trauung in der mit 4.000 Blumen geschmückten einzigen ungarischen Krönungskirche wurde vom katholischen Bischof Fünfkirchen (Pecs), dem evangelischen Oberhofpredikanten aus Schweden und dem Budaer Kanonikus in deutscher Sprache vorgenommen.

Unter den rund 400 Gästen der "Hochzeit des Jahres" befanden sich Repräsentanten europäischer Herrscherhäuser, darunter der König von Portugal, die Prinzen und Prinzessinnen von Liechtenstein, die Herzogin in Bayern, der Chef des Hauses Hessen, Willy von Thurn und Taxis. Anwesend waren auch Vertreter des Europaparlaments und ungarischer Parteien, so der Sozialistenchef, Ex-Außenminister Gyula Horn.

Als das Paar nach der gut zweistündigen Hochzeitszeremonie den Kirchenvorplatz betrat, wurde es von einer begeisterten Menge empfangen, die die ungarische Nationalhymne anstimmte. Durch ein Spalier ungarischer Pfadfinder begab es sich dann in das ehemalige Königliche Finanzministerium gegenüber dem Gotteshaus, um die Glückwünsche und Geschenke der Gäste entgegenzunehmen.

Die internationale Presse lieferte sich einen erbitterten Kampf um die besten Plätze. Ein italienischer Journalist riß im Eifer einen Kandelaber herunter, Fotografen waren nahe daran, der Braut das Kleid zu zerreißen. Das höfische Protokoll hatte alle Mühe, Walburga und Archibald zu schützen, die allerdings in bemerkenswerter Gelassenheit und Freundlichkeit gut eine Stunde lang den Medienvertretern zur Verfügung standen. Auch Brautvater Otto von Habsburg und Gattin Regina sowie die Mutter des schwedischen Grafen ließen das Büfett warten, das von Lehrlingen des Budapester Nobel-Restaurants "Gundel" aufgebaut worden war. Erst nach 16.00 Uhr konnte die Familie sich der privaten Feier widmen.

cko/jor/tba

060800 Dec 1992