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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 16.01.1992, 13:56 Uhr.

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Unternehmen/Siemens
(Ausführlich ADN3067 wi 12:00) Siemens-Konzern schließt Geschäftsjahr mit guten Ergebnissen ab - Anstieg in neuen Bundesländern - Abschwächung 1992

München (dts Nachrichtenagentur/ADN). Mit besseren Ergebnissen als erwartet hat der größte deutsche Elektrokonzern, die Siemens AG, das Geschäftsjahr 1990/91 abgeschlossen. Das Unternehmen sei auf einer "steilen, kurvenreichen und vereisten Piste" gut durch das Ziel gekommen, bilanzierte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer am Donnerstag in München vor Journalisten. Damit verwies er nicht nur auf die sich abschwächende Konjunkur, sondern würdigte zugleich die Leistungen des Konzerns. Dessen Auftragseingang wuchs weltweit um 21 Prozent auf 82,2 Milliarden Mark, der Umsatz um 16 Prozent auf 73 Milliarden Mark. In den neuen Bundesländern seien die Aufträge von 0,4 auf 3,3 Millarden Mark und der Umsatz von 0,1 auf 1,8 Milliarden Mark gestiegen. Ziel von Siemens sei es, so Pierer, in Ostdeutschland eine vergleichbare Marktposition wie in den alten Ländern zu erreichen. Nach seinen Worten rechnet das Unternehmen im Osten künftig mit einem Geschäftsvolumen von rund fünf Milliarden Mark jährlich. Innerhalb von einem Jahr seien in der Ex-DDR elf Werke übernommen worden, mehrere Kooperationsabkommen abgeschlossen sowie ein flächendeckendes Vertriebs- und Servicenetz aufgebaut worden. Als wesentlich bezeichnete Pierer den Beitrag von Siemens als Kunde in Ostdeutschland. Lieferungen und Leistungen im zurückliegenden Jahr beliefen sich auf rund 900 Millionen Mark. Im laufenden Jahr würden sie über eine Milliarde Mark ausmachen und damit "eine erhebliche Rolle bei der Ankurbelung der ostdeutschen Wirtschaft spielen".

Auch in Osteuropa ist Siemens auf Expansionskurs. So sei der Auftragseingang im Berichtsjahr von 770 auf 820 Millionen Mark, der Umsatz von 590 auf 680 Millionen Mark gestiegen. Wie Pierer betonte, befindet sich der Konzern im Vergleich zu westlichen Wettbewerbern "in einer durchaus günstigen Position". Schon jetzt habe er in den früheren sozialistischen Ländern 24 Joint-ventures gegründet, davon sieben in den unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Trotzdem entfalle auf die Länder Osteuropas lediglich rund ein Prozent des Siemens-Weltgeschäfts.

Besonders positiv bewertete Pierer die Entwicklung in Energieerzeugung und Kraftwerksbau. Dort habe es ein Plus von rund 30 Prozent beim Auftragseingang gegeben. Die Werkskapazitäten seien "praktisch ausgebucht" und das zwinge zu Investitionen in den USA. Sorgen bereite das schwierige politische Umfeld für die Brennelementefertigung in Hanau. Als boomender Geschäftsbereich könne auch die Verkehrstechnik angesehen werden. Der Bereich Öffentliche Kommunikationsnetze erhalte vor allem vom Eilausbau der ostdeutschen Telekommunikations-Infrastruktur Impulse. Bei einem Jahresüberschuß von knapp 1,8 Milliarden Mark habe man den Aktionären vorgeschlagen, eine Dividende von 13 Mark je 50-Mark-Aktie auszuschütten.

Zuversichtlich zeigte sich der Vize-Vorstandsvorsitzende für das laufende Geschäftsjahr, obwohl im ersten Quartal die Aufträge um ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgingen. Der Umsatz legte hingegen um sechs Prozent zu. Insgesamt müsse man aber davon ausgehen, daß sich die "konjunkturellen Bremsspuren" stärker niederschlagen. Man könne nicht erwarten, daß die starke Nachfrage nach Infrastruktursystemen ausreiche, um die schwächeren Geschäftsfelder auszugleichen. Trotzdem wird in der Siemens-Chefetage davon ausgegangen, daß bei den Aufträgen 1991/92 mit einem Zuwachs von sechs und beim Umsatz mit zehn Prozent zu rechnen ist.

161256 Jan 1992