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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 10.03.1992, 13:56 Uhr.

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Werften/Ostdeutschland/Vulkan
"Hamburger Abendblatt" erhebt schwere Vorwürfe gegen Vulkan AG - Bremer Werft wollte 1991 angeblich ostdeutschen Betrieb schädigen

Hamburg (dts Nachrichtenagentur/ADN). Die Bremer Vulkan AG in der Person ihres Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann hat nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" (Mittwochausgabe) im Frühjahr 1991 offensichtlich den Versuch unternommen, die größte Einzelwerft der ostdeutschen Schiffbauindustrie, die Stralsunder Volkswerft, schwer zu schädigen. Hennemann sei damals extra nach Oslo geflogen, um dort den konkurrenten Kvaerner zu bewegen, bei der EG-Kommission in Brüssel Protest gegen einen damals bevorstehenden Großauftrag im Wert von 550 Millionen Mark der Volkswerft über fünf Passagierschiffe durch die norwegischen Hurtig-Routen einzulegen.

Auch habe Hennemann Kvaerner aufgefordert, sich bei der Bundesregierung in Bonn gegen die Subventionierung dieses Auftrages zu beschweren, schreibt das "Abendblatt" weiter. Die Zeitung habe sich den Sachverhalt dieses Gespräches von dem Beteiligten Kvaerner-Vorstandsmitglied Diderik Schnitler bestätigen lassen. Im Gespräch mit dem Kvaerner-Vorstand habe sich Hennemann nach Schnitlers Worten vor dem Schaden gefürchtet, "den der ostdeutsche Schiffbau anrichtet, weil er den Markt über Subventionierungen störe". Besonders pikant daran sei, schreibt das Blatt, daß sich gerade die Vulkan AG als damals alleiniger Kooperationspartner für sämtliche Betriebe der Deutschen Maschinen- und Schiffbau AG offiziell die Unterstützung der ostdeutschen Werften auf die Fahnen geschrieben hatte.

Der Vulkan-Chef sei, so die Zeitung weiter, am vergangenen Freitag von dem Vorsitzenden des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses "Vertragsabschlüsse Schiffbau und Schiffahrt" in Schwerin gefragt worden, ob er in der erwähnten Form gegen die Aufträge an die Volkswerft vorgegangen sei. Hennemann hatte dies verneint und die Frage scheinbar verständnislos mit den Worten "das ist ja eine abenteuerliche Aussage" kommentiert. (Der Bericht wurde vorab in redaktioneller Fassung übermittelt.)

101256 Mar 1992