UNO/Bosnien-Herzegowina
UNO-Sprecher: Lage um Sarajevo dramatisch verschlechtert - Bosnischer Außenminister warnt vor Massaker in Gorazde

UNO/New York (dts Nachrichtenagentur/ADN). Die Lage in und um Sarajevo hat sich nach Angaben von UN-Sprecher Francois Giuliani am Montag so dramatisch verschlechtert, daß die humanitären Hilfsflüge eingestellt werden mußten. Drei bereits in der Luft befindliche Flugzeuge aus Italien, Frankreich und Kanada mit humanitären Gütern an Bord wurden zu ihren Startplätzen zurückbeordert, nachdem der Flughafen von Sarajevo unter den schwersten Artilleriebeschuß seit Wochen geraten war, teilte Giuliani in New York mit. Dabei seien zwei kanadische UN-Beobachter verwundet und ein Hangar beschädigt worden. Alle insgesamt 20 für Montag geplanten Hilfsflüge wurden abgesagt.

Der bosnische Außenminister Haris Silajdzic warnte auf einer Pressekonferenz im UNO-Hauptquartier vor einem drohenden Massaker in der ostbosnischen Stadt Gorazde, wenn diese den angreifenden Serben in die Hände fallen sollte. Die serbische Seite habe nach der Unterzeichnung des Abkommens in London am vergangenen Freitag die Einstellung aller Angriffe auf Gorazde zugesagt, nur um sie am Wochenende mit verstärkten Kräften wiederaufzunehmen, sagte er.

Silajdzic äußerte sich enttäuscht darüber, daß die internationale Gemeinschaft immer noch nicht zu drastischeren Maßnahmen gegen Serbien und Montenegro bereit ist. Seine Gespräche im UN-Sicherheitsrat hätten ergeben, daß dessen Mitglieder in der Mehrheit zu weiterem Abwarten tendierten. Als ermutigendes Zeichen wertete es der bosnische Außenminister jedoch, daß jüngsten Informationen zufolge alle Konfliktparteien begonnen haben, die UN-Beobachtertruppe - wie im Londoner Abkommen vorgesehen - über ihre schweren Waffen und deren Standorte zu informieren.

Der serbische Premierminister Milan Panic traf am selben Tag mit UN-Generalsekretär Boutros-Ghali zusammen. Er will am Dienstag auf einer Pressekonferenz über seine Gespräche am UN-Hauptquartier informieren.

201845 Jul 1992