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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 31.03.1992, 16:18 Uhr.

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lbg/pl/Soziales/GUS-Streitkräfte/Tschernobylkinder
GUS-Westgruppe braucht in Beelitz Hilfe für Tschernobylkinder

Potsdam-Land (dts Nachrichtenagentur/ADN-lbg). Die Westgruppe der Truppen (WGT) der GUS braucht Hilfe für die medizinische Behandlung strahlengeschädigter Tschernobyl-Kinder. Seit März werden im Militärhospital Beelitz-Heilstätten 25 belorussische Mädchen und Jungen zwischen 7 und 13 Jahren in einer eigens dafür eröffneten Abteilung untersucht und behandelt. 610.000 Mark hat die Westgruppe für die Umrüstung bezahlt. Weitere 350.000 stellt sie für den vierwöchigen Aufenthalt der Kinder in Beelitz zur Verfügung. Wie der Chef des medizinischen Dienstes der WGT, Generalmajor Wiktor Ljutow, am Dienstag vor Journalisten im Klinikkomplex sagte, zeigen die Untersuchungen, daß ein Teil der Kinder wegen genetischer Veränderungen im Immunsystem, Blutkrankheiten und Schilddrüsendefekten länger als vorgesehen behandet werden muß. Alle Kinder seien heilbar, erklärte der General, wieweit, hänge jedoch von fremder Hilfe ab. Ljutow sprach bei den Problemfällen von einer Behandlungsverlängerung auf das doppelte bis dreifache und einer Kostensteigerung auf das zehnfache.

Nach Meinung der GUS-Ärzte und des Verteidigungsbezirkskommandos Potsdam der Bundeswehr sollte der Klinikkomplex zu einer Spezialstätte für die Behandlung von Strahlenkrankheiten entwickelt werden. Die Tragödie der Tschernobyl-Opfer sei für Rußland nicht zu bewältigen, begründete Ljutow. Die Folgen der Reaktorkatastrophe seien ein "Menschheitsproblem". Deutschland und die GUS-Staaten könnten zeigen, ob und wie es zu lösen sei. Die GUS-Militärs streben eine Klinik-Trägerschaft von Bund und Ländern an. Sollte es zu keiner Lösung kommen, versicherte General Ljutow, werde das Hospital fristgemäß bis 1994 geräumt. (Ausführlich folgt)

311418 Mar 1992