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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 07.01.1992, 05:47 Uhr.

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Presse/Tarife
"Süddeutsche Zeitung" (München) zu Tarifen

Der Deutsche Beamtenbund hat Maß und Ziel verloren. Ausgerechnet die Berufsgruppe, die bei jeder Gelegenheit ihre besondere Verpflichtung für das Gemeinwesen betont, macht sich zum Vorreiter einer stabilitätsgefährdenden Lohnnpolitik. Die Anpassung der Beamtenbezüge gehört nicht auf den orientalischen Basar.

... Wenn sich die Beamten gegen Privatisierungstendenzen etwa bei Bahn oder Post verteidigen, dann schwadronieren sie von bisher nicht ausgenutzten Spielräumen, fordern die Frage nach der Reformierbarkeit des Beamtenrechts indes in einem anderen Sinne geradezu heraus. In concreto besteht die wichtigste Reform aber offensichtlich in der des Gehaltszettels. Es gehört schon Chuzpe dazu, eine allgemeine Besoldungserhöhung von 10,5 Prozent, die auf Einsatz und Leistung gerade keine Rücksicht nimmt, auch noch als Leistungsanreiz anzupreisen. Der Beamtenbund sollte statt dessen die Umwandlung des antiquierten Besoldungssystems fordern, das statt nach Leistung nach Dienstaltersstufen bezahlt und sich in einem undurchschaubaren Dickicht von Zulagen verheddert. Wer indes nur bei linearen Besoldungserhöhungen laut schreit, der macht sich als Gesprächspartner für solche Reformen unglaubwürdig.

070447 Jan 1992