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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 26.10.1992, 08:52 Uhr.

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lsc/pl/Rechtsextremismus/Asyl/Kinkel
Kinkel: Rechtsradikale Ausschreitungen schaden Ansehen Deutschlands

Leipzig (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsc). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat sich erneut besorgt darüber geäußert, daß die rechtsradikalen Ausschreitungen dem Ansehen Deutschlands in der Welt einen sehr negativen Akzent geben. Das wirtschaftliche kräftigere Deutschland werde nicht von allen ungeteilt freundlich betrachtet, sagte Kinkel in einem Interview der "Leipziger Volkszeitung" (Montagausgabe). Es verginge kein Tag, an dem er nicht ein Drittel der Gespräche mit ausländischen Gesprächspartnern damit zubringen müsse, zu erläutern, was sich hierzulande abspiele. Zweifellos würden dadurch auch Investoren abgeschreckt, sich in den neuen Ländern zu engagieren.

Kinkel wertete die Überfälle auf Ausländer jedoch nicht als typisches Problem der neuen Länder. Zu den Ursachen der Fremdenfeindlichkeit sagte er, es sei nicht fertiggebracht worden, das unruhig Gärende aufzufangen. Den Jugendlichen seien keine Ziele gegeben worden. Mithin wüßten sie nicht recht, "wohin die Reise geht". Deshalb gebe es das Gefühl, "die da oben" würden mit dem Thema nicht fertig, sagte Kinkel.

Angesichts der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung für das gesamte Asylproblem sprach sich Kinkel für eine Änderung des Grundgesetz-Artikels 16 aus. "Da uns offensichtlich die Dimensionen des Asylproblems zu überrollen drohen und dies auch noch eine Tendenz nach rechts bringt, werden wir den Artikel 16 für eine europäische Lösung ändern müssen", sagte der FDP-Politiker. (auch Basis)

bsd/cla/dne

260752 Oct 1992