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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 08.03.1992, 08:06 Uhr.

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Justiz/PDS/Millionen
Plädoyers im PDS-Prozeß beginnen am Montag

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN). Im Prozeß wegen der Veruntreuung von 107 Millionen Mark an PDS-Geldern beginnen am Montag die Plädoyers. Die Ausführungen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung der Angeklagten Wolfgang Pohl, Wolfgang Langnitschke und Karlheinz Kaufmann über den Geldtransfer auf ausländische Bankkonten im Herbst 1990 werden zwei Verhandlungstage in Anspruch nehmen. Der Vorsitzende der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin, Hansgeorg Bräutigam, nannte als Termin für die Verkündung des Urteils den 19. März.

Nach 37 Verhandlungstagen wurde die Beweisaufnahme am vergangenen Donnerstag geschlossen. Zu den geladenen Zeugen zählte in den vergangenen Wochen die PDS-Spitze mit dem ehemaligen DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow und dem Vorsitzenden Gregor Gysi. Nach monatelangem Schweigen hatten Ex-PDS-Vize Pohl, sein Stellvertreter für den Finanzbereich Langnitschke und der PDS-Funktionär Kaufmann aus Halle als Geschäftsführer des Moskauer Unternehmens Putnik, Schlüsselfigur im Komplott, übereinstimmend ausgesagt, nur sie allein hätten den Finanzcoup gestartet. Erst nach gelungenem Parken der Millionen im Ausland sollten Präsidium und Vorstand der PDS informiert werden. Die Angeklagten hatten ihr Vorgehen aber auch im Einklang mit Parteibeschlüssen gesehen, das Vermögen der Partei angesichts einer drohenden Enteignung zu sichern. Eine Untreue gegenüber der PDS, wie die Anklageschrift ihnen vorwirft, hätten sie nicht begangen, vielmehr im Interesse der Partei gehandelt.

080706 Mar 1992