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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 16.10.1992, 21:54 Uhr.

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Brandt/SPD
"Wir danken Willy Brandt" - Sozialdemokraten nahmen Abschied

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN). Unter dem Motto "Wir danken Willy Brandt" nahmen die Sozialdemokraten am Freitag abend in Berlin Abschied von ihrem Ehrenvorsitzenden. SPD-Chef Björn Engholm würdigte den Verstorbenen als einen Menschen, der ihm den Weg in die Politik geöffnet habe. Man konnte sich auf ihn verlassen, wenn man ihn brauchte, war er da, sagte Engholm. "Er war für mich ein politischer Freund und Vater". Brandt habe die Deutschen gelehrt, daß die Würde des Menschen unteilbar ist. Diese Republik werde die Herausforderung annehmen, wachsenden rechtsradikalen Tendenzen Herr zu werden, versicherte der SPD-Chef. Das stünde im Vermächtnis des verstorbenen Ehrenvorsitzenden. "Willy, Du wirst uns fehlen", sagte Engholm.

Auch SPD-Vize Wolfgang Thierse verdankte Brandt, daß er wie viele andere Ostdeutsche schon im Herzen Sozialdemokrat geworden sei, bevor er 1990 Mitglied der SPD wurde. Für viele Jahre war Willy Brandt die Verkörperung der Hoffnungen der Menschen in der DDR. "Das war einer, der Politik machte, die uns meinte", betonte Thierse.

Als Gäste der Veranstaltung nahmen Bischof Gottfried Forck, der Schriftsteller Lew Kopelew und der ehemalige Botschafter in Bonn, Valentin Falin, teil. Die Sängerin Katja Ebstein moderierte das kulturelle Rahmenprogramm.

Die Bundesrepublik Deutschland erweist mit einem Staatsakt am (morgigen) Sonnabend im Berliner Reichstag dem verstorbenen Altbundeskanzler Willy Brandt die letzte Ehre. Rund 1.600 Gäste aus dem In- und Ausland werden in der deutschen Hauptstadt erwartet. Bundespräsident Richard von Weizsäcker hält die Trauerrede. Ferner werden Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der SPD-Vorsitzende Björn Engholm und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), Brandts gedenken. Erwartet werden unter anderen die Regierungschefs aus Griechenland und Österreich, der britische Thronfolger Prinz Charles und der französische Staatspräsident Francois Mitterrand. Der spanische Ministerpräsident Filipe Gonzales, der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow und der ehemalige australische Premierminister Gough Whitlam trafen bereits am Freitag abend ein.

mkl/hhd

162054 Oct 1992