Presse/RAF/Bad Kleinen
"Berliner Morgenpost"

"die lebenserfahrung lehrt, dass eine von langer hand geplante aktion wie die in bad kleinen fehlschlagen kann. unvorhersehbare ereignisse erfordern die ploetzliche aenderung des geplanten ablaufs. dadurch geraten zeitplaene durcheinander und unerwartete hindernisse tauchen auf. beteiligte personen auf der eigenen oder der gegenseite verhalten sich anders als erwartet. das alles kann jederzeit passieren und muss ertragen werden. jeder generalstaebler lernt schliesslich, dass kriegsplaene nur bis zum ersten schuss gelten. Der fehlschlag von bad kleinen aber steht auf einem anderen blatt. siebzehn 'erhebliche fehler' listet der zwischenbericht der bundesregierung auf. dass es sich immer noch - sieben wochen nach dem verunglueckten einsatz - nur um einen zwischenbericht handelt, macht allein schon klar, wieviel da schiefgelaufen sein muss. die schwachen stellen der aktion gegen die raf sind immerhin lokalisiert. wieso es zu diesen fehlern kam, bleibt aber vielfach noch offen. wer im einzelnen verantwortung dafuer zu tragen hat, bleibt ungesagt. wie die sachlichen und personellen konsequenzen aussehen, ueber deren notwendigkeit einigkeit besteht, bleibt der weiteren klaerung vorbehalten."

ADN

182158 Aug 1993