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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 08.08.1993, 00:14 Uhr.

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Gesundheit/Kinder/Medikamente
(Sperrfrist 0600) Jedes dritte Schulkind nimmt Medikamente - CDU fordert Verschärfung des Arzneimittelrechts

Hamburg (dts Nachrichtenagentur/ADN). Jedes dritte Schulkind in Deutschland nimmt Medikamente, schon Erstkläßler bekommen gefährliche Psychopillen. Das berichtet die Zeitung "Bild am Sonntag" unter Berufung auf die Jugendforscherin Elisabeth Nordlohne von der Universität Bielefeld. "Wir haben 2.400 Schulkinder befragt. Ein Drittel nimmt regelmäßig Arzneimittel ein, darunter Aufputschmittel, Medikamente zur Leistungssteigerung, Appetitzügler, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Arznei gegen Herz- und Kreislaufprobleme und Schmerztabletten aller Art", sagte die Wissenschaftlerin dem Blatt. Wenn es in der Schule nicht klappe, es Streß mit Freunden oder den Eltern gebe, seien "Pillen aller Art der Renner". "Statt Fürsorge gibt's eine Tablette", sagte Frau Nordlohne.

Die CDU hat sich angesichts dieser Situation für eine Verschärfung des Arzeimittelrechts eingesetzt. Medikamente, die Kindern verabreicht werden, müßten grundsätzlich verschreibungspflichtig werden, forderte die jugendpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Claudia Nolte, in "Bild am Sonntag". Das müsse besonders für Psychopharmaka und leistungssteigernde Medikamente gelten, die eigens für Kinder angeboten werden. Die Krankenkassen müßten die Verschreibungen streng kontrollieren. Lehrer sollten zum Eingreifen verpflichtet werden, wenn sie merken, daß ein Kind unter Medikamenteneinfluß steht. Wenn Kinder unter Schlafstörungen, Lernschwächen, Lustlosigkeit und ständiger Unruhe litten, seien dies "Hilferufe an die Eltern", erklärte die CDU-Politikerin. Diese Kinder brauchten Verständnis und Fürsorge, Eltern müßten sich Zeit für sie nehmen.

cok

072214 Aug 1993