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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 27.04.1993, 11:15 Uhr.

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ADN2047 4 wt 207

lmv/wt/Bildung/Studenten/Urabstimmung
Greifswalder Studenten wollen gegen Mieterhöhungen und Hochschulpolitik streiken

--von ADN-Korrespondent Ralph Sommer--

Greifswald (dts Nachrichtenagentur/ADN-lmv). Ein Klosettbecken im Foyer des Hörsaalgebäudes der Greifswalder Universität symbolisiert seit mehreren Tagen die Misere: Unzureichende Wohnheimquartiere, marode Internate, defekte Sanitäreinrichtungen sowie drastisch erhöhte Mieten. Bislang habe er etwa 50 Mark für seine Unterkunft zahlen müssen, quasi über die Semesterferien habe man die Mieten mit einem Schlag um 65 Prozent aufgestockt, kritisierte Pharmazieforschungsstudent Michael Neisch. 16,50 Mark muß der Studiosus jetzt für einen Quadratmeter in einem der 18 überwiegend verotteten Internate berappen. Bei einem Stipendium von durchschnittlich 500 Mark bleibt dann meist nicht viel übrig. Da es in Greifswald noch keinen freien Wohnungsmarkt für Studenten gibt, sind die meisten Kommilitonen auf eines der 2.000 Betten in den Internaten angewiesen, deren Sanierung fast 70 Millionen Mark kosten würde.

Das Schweriner Kultusministerium, das derzeit gemeinsam mit dem Bund die Modernisierung eines ersten Wohnheimes finanziert, signalisierte bereits, daß es nicht bereit sei, sich an den Wohnkosten zu beteiligen.

Gegen die Mietenpolitik will die Greifswalder Studentenschaft nun vor Gericht ziehen. In einer Urabstimmung haben 92 Prozent aller Befragten für eine Klage gestimmt, wie der Vorsitzende des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA), Alexander König, am Dienstag mitteilte. Mehrheitlich befürwortet wurde auch ein eintägiger Universitätsstreik, mit dem die Studenten gegen die gegenwärtige Hochschulpolitik der Schweriner Landesregierung protestieren wollen.

som/mor

270915 Apr 1993