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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 22.05.1993, 16:10 Uhr.

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Berlin/Verkehr/Eisenbahn/ICE
ICE erreichte zum ersten Mal Berlin - Tausende in Lichtenberg

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN-bln). Ein InterCityExpreß (ICE) der Deutschen Bahnen hat am Sonnabend nachmittag aus Hannover kommend zum ersten Mal Berlin erreicht. Auf dem Bahnhof Lichtenberg bereiteten Tausende trotz strömenden Regens und einiger Minuten Verspätung dem Superzug einen begeisterten Empfang.

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß der Ausbau der Schienenwege von und nach Berlin auch weiterhin schnell voran geht. Der ICE-Anschluß sei "ein Stück Entwicklung Berlins hin zur europäischen Metropole, ein wichtiger Schritt zur Schaffung einer umweltgerechten Verbindung von Paris über Berlin bis hin nach Warschau". In wenigen Jahren werde dann auch das Regierungsviertel im Herzen Berlins durch einen neuen Hauptbahnhof an den Schnellverkehr anggebunden sein. Diepgen brachte die Anbindung Berlins an moderne Schienenwege unmittelbar in Zusammenhang mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. An die Adresse der Deutschen Bahnen richtete der Regierende Bürgermeister die Erwartung, daß der ICE im europäischen Wettbewerb "ganz vorn mitmischen wird".

Zum Fahrplanwechsel am (morgigen) Sonntag wird auf der Linie 6 der ICE-Verkehr von und in die deutsche Hauptstadt aufgenommen. Täglich verkehren acht Zugpaare zwischen Berlin-Lichtenberg und München beziehungsweise Stuttgart. Eine direkte Anbindung des Bahnhofs Berlin-Zoologischer Garten wird erst zu einem späteren Zeitpunkt - vermutlich ab September dieses Jahres - möglich, da sich Verzögerungen bei den Bauarbeiten ergeben haben.

Die Senatsbauverwaltung machte dafür in einer Presseerklärung "komplizierte Bauverhältnisse und daraus resultierende Umprojektierungen, die Aufrechterhaltung des parallel laufenden Fern- und S-Bahnverkehrs, aufwendige Boden-, Damm- und Böschungssanierungen unter Berücksichtigung des Umweltschutzes und die Frosteinbrüche von Dezember bis Februar verantwortlich". Insgesamt sind auf dem 25 Kilometer langen Abschnitt zwischen Bahnhof Zooologischer Garten und Drewitz seit Oktober 1991 Bauleistungen in einem Umfang von 600 Millionen Mark zu realisieren, darunter unter anderem die Sanierung der gesamten Gleisanlagen, der Neubau beziehungsweise die Rekonstruktion von 22 Eisenbahnbrücken, das Errichten von 830 Fahrleitungsmasten, die Elektrifizierung der gesamten Strecke, der Neubau von zwei elektronischen Stellwerken mit Anschluß aller dazugehörigen 650 Signale und 340 Weichen. Insgesamt werden 600 Kilometer Sicherungs- und Fernmeldekabel verlegt.

Um den Reisenden bereits zum Fahrplanwechsel eine direkte Verbindung ins Stadtzentrum zu ermöglichen, haben die Deutschen Bahnen einen Pendelverkehr zwischen Michendorf vor den Toren Berlins und dem Bahnhof Zoo eingerichtet. In Michendorf wurden Voraussetzungen geschaffen, damit die Reisenden am gleichen Bahnsteig vom ICE in den Shuttle umsteigen können. Dadurch ergibt sich eine Fahrzeitverlängerung gegenüber der endgültigen Verbindung bis Bahnhof Zoo von ganzen zwölf Minuten. Reisende, die in den Ostteil der Stadt möchten, können den ICE direkt bis Berlin-Schönefeld beziehungsweise Lichtenberg benutzen.

aeg/mwa

221410 May 1993