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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 12.12.1993, 06:06 Uhr.

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Verbände/Wagner
Magdeburger Richard-Wagner-Verband begeht 1994 85jähriges Jubiläum

-- Von ADN-Korrespondentin Ingrid Aulich --

Magdeburg (dts Nachrichtenagentur/ADN). Besonders geliebt hat Richard Wagner Magdeburg wohl nicht. Dennoch war es eine Liebesgeschichte, die den Komponisten zwei Jahre in der den Musen nicht besonders geneigten Stadt festhielt. Am Stadttheater lernte der 21jährige Musikdirektor die junge Schauspielerin Wilhelmine Planer kennen. Sie wurde seine erste Frau, bekannt geworden unter dem Namen "Minna".

Was Richard Wagner in der Elbestadt bewegt hat und was ihn bewegte, das ist seit Juni 1990 Gegenstand des Interesses des Magdeburger Richard-Wagner-Verbandes. Obwohl erst drei Jahre wirksam, bereiten seine 80 Mitglieder zur Zeit für 1994 das 85jährige Jubiläum vor. 1909 war in Magdeburg einer von neun Ortsverbänden des "Richard-Wagner-Verbandes deutscher Frauen" gegründet worden. Zu DDR-Zeiten war den musikbeflissenen Wagnerverehrerinnen eine jahrzehntelange "Verbandssperre" auferlegt worden. Als die im Sommer 1990 wieder aufgehoben werden konnte, war auch Männern die Mitgliedschaft möglich.

Rege Aktivitäten, insbesondere der Verbandsvorsitzenden Astrid Eberlein, bewirkten, daß Richard Wagners Magdeburger Jahre auch anderenorts zunehmend zur Kenntnis genommen werden. Die Zeit von 1834 bis 1836 hat zwar noch nicht den überragenden Komponisten gesehen. Doch wurde am 29. März 1836 in Magdeburg erstmals eine Oper von Richard Wagner aufgeführt. Das Werk, das hier entstand, enthielt bereits viele Themen, die Wagner später immer wieder aufgegriffen hat. Der lange Titel "Das Liebesverbot oder die Novize von Palermo" ist auf Einwände von Magistrat und Kirche zurückzuführen. Die Herren vermuteten, mit dem "Liebesverbot" zu Ostern eine frivole Geschichte ins Nest gelegt zu bekommen. Sie verboten die Aufführung. Da griff Wagner zur List. Er umhüllte das anrüchige Wort und erhielt die notwendige Genehmigung.

Im Gegensatz zu manch anderem Ort, der sich mit einem Verband und dem Namen Wagner schmückt, hat Magdeburg sogar noch orginale Schauplätze seines Wirkens zu bieten. Im Haus der heutigen Stadtbibliothek etwa dirigierte Wagner im Auftrag der Freimaurerloge "Ferdinand zur Glückseligkeit" Konzerte. Unter eben diesem Dach schlummern in der Musikbibliothek noch ungehobene Schätze, mit deren Hilfe Wagners Wirken in Magdeburg akribisch nachzuzeichnen ist. Sie sollen 1994 in einer Dokumentation veröffentlicht werden. Insgesamt sind bereits jetzt vier große Wagner-Konzerte und mehrere Vorträge für das Jubiläumsjahr geplant. Eine Einladung zu den Festveranstaltung am 21. und 22. Oktober 1994 hat auch Familie Wagner erhalten. Zum Auftakt des festlichen Jahres wird am 30. Januar das erste Konzert stattfinden.

Der Magdeburger Verband ist einer von 45 deutschen und 36 ausländischen "Richard-Wagner-Fan-Gemeinden". Von den inzwischen sechs Verbänden in den neuen Bundesländern sind zwei in Sachsen-Anhalt zu finden. Außer Magdeburg haben sich Freunde des Komponisten auch im "anhaltinischen Bayreuth" Dessau zusammengefunden. Für die Verbandsvorsitzende Astrid Eberlein steht fest: "Wagner ist für unsere Stadt eine Brücke zur Welt."

lsa/ste/wsd

120506 Dec 1993