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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 18.08.1993, 12:27 Uhr.

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lsa/wt/Staustufen/Protestcamp
Umweltschützer warnen: Saaleausbau schafft keine Arbeitsplätze - Auch Kommunen lehnen das Projekt ab

Schönebeck (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsa). Der Bau von Staustufen an der Saale wird nach Ansicht von Umweltschützern für die Region keine neuen Arbeitsplätze schaffen. "Diese Hoffnung vieler von Arbeitslosigkeit bedrohter Menschen wird sich nicht erfüllen", sagte Maria Nitschke, Mitorganisatorin des Protestcamps gegen den Neubau von Staustufen in Elbe und Saale am Mittwoch in einem Gespräch mit dem ADN. Vielmehr sei zu erwarten, daß Spezialteams mit aufwendiger Technik aus den alten Bundesländern anrückten und für Bauarbeiten billigere Firmen aus Osteuropa verpflichteten.

"Die Region hat davon nichts", ist sich die Grünen-Politikerin sicher. Sie würde aber durch den Bau einer Staustufe bei Klein Rosenburg ihr einzigartiges Kapital, die Auenwälder, "unwiederbringlich verlieren." Die Auffassung der Einheimischen zu den Staustufen sei unterschiedlich, räumte Frau Nitschke ein. "Manche Menschen versprechen sich vom Ausbau der Saale wirtschaftlichen Aufschwung."

Mit Diskussionen, Diavorträgen und Exklursionen wollen die Protestcamper über die Gefahren für die Natur informieren. Unterstützung haben die Gegner des Staustufenprojekts, das am 12. Mai 1993 vom Verkehrsausschuß des Bundestages befürtwortet worden war, in den betroffenen Kommunen gefunden. Der Kreistag von Schönebeck habe sich mehrheitlich gegen die Maßnahme ausgesprochen. Auch Zerbst, Roßlau, Dessau und Wittenberg hätten den Ausbau abgelehnt.

Die Umweltschützer befürchten, daß die Regulierung des Wasserstandes der Saale den für das Auenwaldgebiet notwendigen Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser verhindern wird. "Der Grundwasserspiegel wird ansteigen und eine großflächige Vernässung der Auen nach sich ziehen", erklärt Maria Nitschke. "Das würde den Tod der Wälder bedeuten."

Die Öko-Aktivisten hatten ihr Camp am 13. August in Ronney, nahe der Saalemündung aufgeschlagen. Am 20. August werden Abgeordnete des Magdeburger Landtages zu einer Diskussion über die Staustufe erwartet. Zugesagt haben die Fraktionen von SPD, PDS und Bündnis 90/Grüne sowie die CDU.

ste/cte/mge

181027 Aug 1993