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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 26.05.1993, 14:17 Uhr.

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lsc/vm/Kriminalität/Kindesmörder/Ausbruch
Kindesmörder Fechner versuchte erneut Ausbruch

Dresden (dts Nachrichtenagentur/ADN-lsc). Der zweifache Kindesmörder Marko Fechner aus Leipzig hat am Dienstag abend erneut versucht, aus dem geschlossenen Bereich des Bezirkskrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Arnsdorf auszubrechen. Das Personal bemerkte dies rechtzeitig und verständigte die Polizei. Wie die Polizeidirektion Dresden am Mittwoch weiter mitteilte, wurde der 15jährige nach Festlegung des Justizministeriums in die Justizvollzugsanstalt Leipzig gebracht.

Fechner war nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus am vergangenen Sonntag nach Bürgerhinweisen tags darauf in einer Gartensparte in Bischofswerda - er hatte kurz zuvor ein achtjähriges Mädchen mit einem Küchenmesser bedroht - von der Polizei gestellt, in Dresden vernommen und wieder ins Arnsdorfer Krankenhaus zurückgebracht worden.

Zu dem neuerlicher Ausbruchversuch - Fechner war bei seiner ersten Flucht durch eine Brandschutztür entkommen - teilte das sächsische Sozialministerium am Mittwoch mit, daß "gegenwärtig Patienten mit einem solchen Potential an Aggresivität und Gewalttätigkeit, wie es Marko Fechner in kürzester Zeit vorgeführt hat, im Maßregelvollzug nicht untergebracht werden können".

Wie es zu den sicherheitstechnischen Vorkehrungen weiter hieß, führten Vertreter des sächsischen Sozialministeriums und Experten des Landeskriminalamtes Sachsen (LKA) im Herbst 1992 eine sicherheitstechnische Beratung vor Ort durch und gaben Empfehlungen für den Gesamtumbau des Maßregelvollzugs im Fachkrankenhaus Arnsdorf. Diese sicherheitstechnische Beratung umfaßte die Gesamtplanung des Klinikumbaus. Die Empfehlungen sahen uter anderem den Einbau ausbruchsicherer Türen für die Krankenzimmer sowie für die Haus- und Etagenzugänge vor. Der Einbau von Brandschutztüren in den Fluren vor den Krankenzimmern basiert auf den sächsischen Brandschutzvorschriften. "Diese Flurtüren sind nach Abschluß der gesamten Umbaumaßnahmen für die Ausbruchsicherheit nicht relevant, sondern Teil des Rettungswegeplans und führen zu einer weiteren, nach Abschluß der Bauarbeiten ebenfalls gesicherten Station des Klinikgebäudes", erklärte das Ministerium.

Bei einer zweiten Begehung des Gebäudes im April 1993 waren die Baumaßnahmen noch nicht abgeschlossen, die Sicherheitstüren zu den Patientenzimmern und die Brandschutztüren noch nicht eingebaut. "Nicht ausgeschlossen werden kann, daß bei den nachfolgenden Baumaßnahmen nicht sofort erkennbare Mängel entstanden sind, wie sie bei jeder größeren Baumaßnahme auftreten können." Es wurden weitere Sicherungsmaßnahmen festgelegt.

Marko Fechner aus Leipzig hatte vor zwei Jahren zwei Jungen im Alter von zehn und acht Jahren ermordet. Das Gericht hatte den psychisch schwer gestörten Jungen zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik und zu Gefängnis verurteilt.

dwk/han

261217 May 1993