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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 15.08.1993, 09:49 Uhr.

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Sportschießen/EM/Fazit
(Wochenend-Wiederholung) Rußland setzt weiterhin die Akzente - Deutsche Sportschützen sammelten die "falschen" Medaillen - Keine Frauen-Medaille

-- Von ADN-Korrespondent Karl-Heinz Otto --

Brno (dts Nachrichtenagentur/ADN). Die goldenen Treffer der deutschen Sportschützen - insgesamt gab es acht Goldmedaillen - bei den am Freitag beendeten Europameisterschaften in Brno lassen auf eine starke Mannschaft des Deutschen Schützen-Bundes (DSB) schließen. In den 44 Einzel- und Mannschaftsentscheidungen der Senioren und Junioren konnten ingesamt 29 Medaillen (8/10/11) gewonnen werden.

Doch der Schein trügt. In den meisten Entscheidungen gab es die "falschen" Plaketten. Lediglich Schnellfeuerschütze Ralf Schumann (Merchweiler), der zum viertenmal in Folge Titelträger wurde, schaffte in einer der 14 olympischen Disziplinen den Triumph. Sein Mannschaftskamerad Daniel Leonhardt (Schluchsee) und Olaf Kirchstein aus Frankfurt/Oder (Trap) sorgten mit zweimal Silber für insgesamt drei Einzelmedaillen. Der Rest gelang in Mannschafts- und nichtolympischen Wettbewerben sowie durch die Junioren. Das Ergebnis liegt zwar über dem von 1991 in Bologna, doch damals hatte es noch drei erste Plätze durch Schumann, den Homburger Michael Jakosits (Laufende Scheibe) und den Leipziger Axel Wegner (Skeet) gegeben.

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann war zuversichtlich nach Brno gefahren, auch deshalb, weil im Vorfeld bei Weltcup-Wettbewerben immerhin Siege in den olympischen Wettbewerben gelangen. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Zwar erreichten zahlreiche Schützen die Finalfelder, doch in den entscheidenden Phasen gelang keine Steigerung. Dabei blieben bei den Männern die Gewehrschützen vieles schuldig, und bei den Frauen gelang durchweg keine Einzelmedaille.

Die großen Gewinner kamen wieder einmal aus Rußland und den neuen Staaten der ehemaligen UdSSR. Sie sahnten in großem Stil ab. Aber auch Norwegen, Bulgarien, Ungarn, Frankreich, Italien und Gastgeber Tschechien trugen sich in die Siegerlisten der olympischen Disziplinen ein. Mit Blick auf Atlanta 1996 war die EM ein Fingerzeig für den DSB. Zum Aufgebot gehörten mehr als ein Dutzend Akteure, die schon Olympiasieger, Welt- und Europameister waren, Weltrekorde erzielten und viele Medaillen gewannen. Sie hatten offensichtlich zum richtigen Zeitpunkt nicht die Treffsicherheit. Und da bis auf ganz wenige Ausnahmen die Sieger jene waren, die ebenfalls schon seit Jahren das Niveau bestimmen, gibt die deutsche Bilanz zu denken.

kho/eia

150749 Aug 1993