ddp/ADN0043 4 al 153Tschechien/Grenzer/Verurteilung
Zwei Jahre Gefängnis für ehemalige tschechische Grenzer
Prag (dts Nachrichtenagentur/ddp/ADN). Zu je zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung sind zwei ehemalige tschechische Grenzer vom Kreisgericht im südböhmischen Tabor verurteilt worden. Die beiden 20jährigen hatten 1984 an der Grenze zu Österreich mit der Maschinenpistole auf einen fliehenden Mann geschossen und waren dabei auf das Territorium des Nachbarlandes vorgedrungen. Ihre Vorgesetzten, die sie über eine mögliche Verletzung des Geflüchteten informierten, unternahmen nichts. Den von einer Kugel an der Wirbelsäule getroffenen Frantisek Faktor hatten österreichische Grenzbeamte fünf Tage später gefunden. Laut Arztbefund war er bis zu 20 Stunden nach der Verletzung an Blutverlust und Unterkühlung gestorben.
"Wir gingen davon aus, daß die Verantwortung für den Tod andere tragen", sagte Senatsvorsitzender Jiri Bernat zur Begründung des Urteils. Bei seinem Spruch habe das Gericht auch die Atmosphäre jener Zeit sowie das Regime berücksichtigt und deshalb das Strafmaß auf der untersten Stufe festgesetzt. Bernat forderte eine schnelle Prüfung der Verantwortung der damals Zuständigen, zumal Ende Dezember für einige Straftaten die Verjährungsfrist ablaufe.
gge/cok
291058 Oct 1994