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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 13.01.1994, 10:45 Uhr.

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Rußland/USA/Gipfel
(Überblick) USA und Rußland wollen Europa sicherer machen - Gipfel in Moskau

Moskau (dts Nachrichtenagentur/ddp/ADN). Die USA und Rußland wollen Europa gemeinsam sicherer machen. US-Präsident Bill Clinton sprach sich am Donnerstag in Moskau nach der Begrüßung im Kreml durch seinen Amtskollegen Boris Jelzin für eine Zusammenarbeit bei der Schaffung neuer Sicherheitstrukturen auf dem Kontinent aus. Diese Sicherheit sollte sich auf demokratische Werte, freie Wirtschaftssysteme und gegenseitige Achtung der Völker gründen. Dazu sollte auch die Nato-Initiative "Partnerschaft für den Frieden" genutzt werden. Das erste Mal in der Geschichte gebe es ein Europa, das nicht durch eine künstliche Linie zwischen den Völkern getrennt sei. Das am Freitag zur Unterzeichnung anstehende Abkommen mit dem ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk über den Abbau der dort noch stationierten Atomwaffen der Ex-UdSSR nannte Clinton historisch.

Jelzin hatte zuvor in seiner Begrüßungsansprache an sein erstes Treffen mit Clinton im kanadischen Vancouver erinnert. Dort seien die Grundlagen für die amerikanisch-russsische Partnerschaft gelegt worden und habe ihre persönliche Freundschaft begonnen. Er gehe davon aus, daß die bevorstehenden Verhandlungen auf dieser Grundlage noch tiefgreifenderen und noch globaleren Charakter tragen werden. Die sichtlich gut gestimmten Präsidenten zogen sich dann mit ihren Beratern Dmitri Rjurikow und Strobe Talbott zu einer ersten Unterredung zurück. Nach Angaben der Agentur Itar-Tass ging es bei dem fast 90minütigen Treffen um die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Rußland, bei denen die Rechtsextremisten und Kommunisten große Stimmengewinne erzielt hatten. Weitere Themen waren die Stärkung der internationalen Sicherheit und die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen. Jelzin zeigte sich zufrieden über die erste Verhandlungsrunde. 'Es verläuft alles nach Plan", sagte er.

Anschließend machten die beiden Staatschefs einen Rundgang durch den Kreml am Roten Platz. Danach wurden die Gespräche im Rahmen der Delegationen fortgesetzt. Das für den Nachmittag im Danilow-Kloster geplante Treffen mit dem Patriarchen von Moskau und ganz Rußland, Alexi II., fiel unterdessen aus. Clinton wollte das erkrankte Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche jedoch im Krankenhaus besuchen.

Clinton war in der Nacht aus Prag kommend in Moskau eingetroffen. Zuvor hatte er in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Zwischenstation eingelegt, um Staatschef Leonid Krawtschuk zu einem kurzen Gespräch zu treffen. Dabei hatte Krawtschuk versichert, daß sein Land zur Vernichtung der 176 Interkontinentalraketen und rund 1.500 Sprengköpfe bereit sei. Er werde den entsprechenden Vertrag am Freitag in der Moskwa-Metropole unterzeichnen.

ffj/cok

130945 Jan 1994