Presse 1/Rußland/Wirtschaft
"Handelsblatt" (Düsseldorf)

"leider haben die letzten jahre gezeigt, dass in russland nur allzu viele regierungsbeschluesse das papier nicht wert sind, auf das sie gedruckt sind. der vorliegende haushaltsentwurf ist offenbar nicht mehr als ein einseitiges verhandlungsangebot aus dem finanzministerium: die verschiedenen fachressorts werden in den naechsten wochen versuchen, ihre ansaetze gewaltig in die hoehe zu treiben...wenn jeder im kabinett und im praesidialapparat macht, was er will, muss man sich ueber den traurigen zustand des russischen staates nicht wundern...eine regierung, die nicht einmal mehr ihre steuern in der provinz einsammeln kann, naehert sich schnell lateinamerikanischen zustaenden. der mangel an 'staatlichkeit' wird von immer mehr untertanen jelzins schmerzlich empfunden: so wie einst der schlachtruf 'perestroika' eine neue aera einleitete, verbreitet sich heute in russland immer staerker die forderung nach 'gosydarstwennost', dem starken staat."

ddp/ADN

231522 Oct 1994