ADN0106 4 vm 218Datenverarbeitung/Michelangelo/Korr
Computervirus Michelangelo bedroht wieder die Datenspeicher
--von ddp/ADN-Korrespondent Hendrik Sackmann--
Bonn (dts Nachrichtenagentur/ddp/ADN). Am Sonntag ist es wieder soweit. Alle, die ihren Computer nicht unbedingt benötigen, verzichten auf das Betätigen des Netzschalters. Grund für die Abstinenz: Das aggressive Computervirus Michelangelo bedroht auch 1994 die Datenspeicher. Mögliche Schäden sind diesmal vor allem bei privaten Anwendern zu erwarten. Die Mehrzahl von ihnen arbeitet mit dem Betriebssystem MS-DOS, mit dem auch das Michelangelo-Virus konzipiert wurde.
Rund 50 Schadensfälle wurden im letzten Jahr bekannt. "Die Dunkelziffer dürfte zehnmal so hoch liegen", schätzt Frank Felzmann vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Auch die genaue Schadenhöhe läßt sich in Mark und Pfennig nicht beziffern.
Der im Februar 1991 in Australien entdeckte "Michelangelo" zählt in seinen vier Varianten in der Welt der Computerviren zu der gefährlicheren Art. "Michelangelo hat zwar nicht die Fähigkeit, sich zu maskieren und wird von Anti-Viren-Programmen sofort erkannt", erklärt Jörg Hermann vom Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik: "Aber er überschreibt wichtige Daten im permanenten Speicher mit unwichtigen Informationen." Normalerweise kann der Schaden ohne einen Fachmann gar nicht behoben werden.
Die traurige Berühmheit von Michelangelo ist auf die epidemieartige Verbreitung durch Raubkopien zurückzuführen. Der Virus wird teilweise sogar schon beim Kauf des Computers irrtümlich mitgeliefert. Wer sich einen Computer mit bereits installierter Software gekauft hat, sollte sich daher schleunigst ein Anti-Viren-Programm besorgen. Denn: Am Sonntag kann der Programmier-Spaß durch Michelangelo ein schnelles Ende finden.
hsa/spa
041357 Mar 1994
