[zurück zur Suche]

 

Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 24.02.1995, 09:41 Uhr.

Die dts Nachrichtenagentur hält die umfangreichen Nutzungs- und Verwertungsrechte. Bei Fragen zu Sondernutzungsrechten oder Lizenzierung wenden Sie sich an unseren Vertrieb.

 

ddp/ADN0065 4 wi 380

Handel/Multimedia/Korr
Seit einer Woche elektronischer Einkauf bei Quelle rund um die Uhr -

Rekordzuwächse in Deutschland beim Umsatz per Tele-Shopping erwartet

-- Von ddpADN-Korrespondent Hartmut Wagner --

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Während Handel, Gewerkschaften und Politik in Deutschland sich noch einen heftigen Streit um die Ladenschlußzeiten liefern, werden von einzelnen Unternehmen bereits Tatsachen geschaffen. Seit einer Woche kann man bei Quelle - Europas größtem Versandhaus - von 00.00 bis 24.00 Uhr und an allen sieben Tagen der Woche einkaufen. Beim Otto-Versand ist das bereits seit Juli so. Möglich wird das durch einen auf CD-Rom gepreßten Katalog, in dem man sich Fotos, Video-Clips und Texte der Waren per Computer ansehen sowie über ein Modem mit Btx-Anschluß Bestellungen aufgeben kann.

Natürlich ist das noch nicht jedermanns Sache. Doch immerhin waren die 70.000 Silberscheiben mit dem Otto-Katalog im vergangenen Sommer innerhalb weniger Tage vergriffen. Für die 50.000 Quelle-CD-Roms gab es noch vor deren Erscheinen über 10.000 Anforderungen. Erfahrungen mit dem elektronischen Einkaufen über Btx - wenn auch ohne die viel anschaulichere Multimedia-Unterstützung - haben die Deutschen bereits seit 1979. Damals bot Quelle als erster der Branche seine Waren in Btx an. Heute sind dort alle größeren Versandhäuser wie Otto, Karstadt und Klingel vertreten. Artikel für rund eine halbe Milliarde Mark werden auf diese Weise jährlich an den Mann gebracht.

Quelle-Vorstandsmitglied Sigmund Kiener sieht im Verkauf über CD-Rom und später interaktives Fernsehen (ITV) "ein Muß, um langfristig im Markt erfolgreich sein zu können". Den Durchbruch verspricht sich die Branche vom ITV, bei dem der Kunde ohne Computer per Fernseher durch elektronische Kaufhäuser wandeln, sich durch Knopfdruck Artikel detailliert zeigen und erklären lassen sowie Waren bestellen und bezahlen kann. Quelle und Otto beteiligen sich in diesem Jahr an entsprechenden Pilot-Projekten in Stuttgart, Nürnberg und Hamburg. Um die Jahrhundertwende ist mit einer breiten Anwendung von ITV zu rechnen.

Kiener setzt dabei vor allem auf die heutige Jugend, die ein "ausgesprochen offenes Verhältnis zu neuen Technologien" habe. Außerdem sei bereits jetzt die Grundtechnik für ITV - Fernsehgerät, Kabelanschluß und Telefon - in einem großen Teil der deutschen Wohnzimmer vorhanden. 96 Prozent aller Haushalte besäßen ein TV-Gerät. Ziel sei, "jenseits des Jahres 2000 einen erheblichen Teil des Quelle-Umsatzes per Kauf am Fernseher zu erwirtschaften".

Die hohen Erwartungen der Unternehmen werden zumindest von der Tendenz her durch eine Studie der BBE-Unternehmensberatung GmbH in Köln bestätigt. Danach könnte der Umsatz durch elektronisches Einkaufen per Btx, ITV und ähnliches sich innerhalb der nächsten zehn Jahre mehr als verhundertfachen und dann etwa 60 Milliarden Mark betragen. Voraussetzung ist allerdings, so betonen die BBE-Forscher, daß die multimedialen Warenangebote mindestens 250.000 Artikel umfassen, einfach handhabbar, überschaubar und preislich akzeptabel sind.

hwa/hoe

240841 Feb 1995