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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 29.10.1995, 11:11 Uhr.

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Gewerkschaft/DGB/Finanzkrise
DGB weist Berichte über Finanzkrise zurück

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Berichte über eine Finanzkrise als "dramatisch irreführend" zurückgewiesen. Mit dieser Erklärung reagierte der Geschäftsführer der Unterstützungskasse des DGB e.V., Werner Köhne, auf einen Bericht der "Welt am Sonntag". Diese hatte geschrieben, der DGB befinde sich wegen der ansteigenden Pensionszahlungen in der schlimmsten Finanzkrise seines Bestehens.

Nach Angaben Köhnes erhalten Gewerkschaftsbeschäftigte im Ruhestand Betriebsrenten, die durch Beiträge der Gewerkschaften finanziert werden. Für den DGB ergebe sich eine jährliche Belastung von rund 20 Millionen Mark für 1.400 Rentner und 2.300 Anwärter. Köhne räumte ein, daß die wachsende Zahl der Pensionäre Probleme bereite, während die der aktiven Angestellten nicht steige. Deshalb sei im Juni 1995 eine weitere Reform der Unterstützungskasse durchgeführt worden, um unter anderem die Versorgungszusagen durch eine Rückdeckungsversicherung abzusichern.

Der Zeitungsbericht vermittele den "unsinnigen Eindruck", die Unterstützungskasse des DGB zahle Pensionen von fast 2,3 Milliarden Mark, kritisierte Köhne. Wer versicherungsmathematisch errechnete "Barwerte", die sich auf mögliche zukünftige Zahlungen bis zum Tode der letzten Hinterbliebenen beziehen, mit Pensionszahlungen gleichstelle, komme notwendigerweise zu dem falschen Ergebnis, daß alle Unternehmen mit betrieblicher Altersversorgung vor der Pleite stünden.

Die "Welt am Sonntag" hatte aus internen DGB-Berichten zitiert, in denen die Situation als "verhängnisvoll" und "dramatisch" bezeichnet werde. Die Unterstützungskasse lasse sich nicht mehr finanzieren, weil sich die Funktionäre auf Kosten der Mitglieder ein System der Selbstbedienung geschaffen hätten, das auf stetigen Mitglieder- und Beitragsanstieg ausgelegt sei. Die unverfallbaren Pensionen für die gewerkschaftlichen Angestellten seien auf fast 2,3 Milliarden Mark aufgetürmt. Diese Versorgungslast, so ein interner DGB-Bericht, drohe die Gewerkschaften zu "strangulieren".

stu/hoe

291011 Oct 1995