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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 12.06.1995, 12:57 Uhr.

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Handwerk/Kürschner
Kürschner leiden unter immer wärmeren Wintern und steigenden Steuern

Magdeburg (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Die Pelzfachgeschäfte und Kürschnerbetriebe in Deutschland leiden unter den milden Wintern der vergangenen Jahre. Allein durch den warmen November 1994 sei der Jahresumsatz um zehn Prozent zurückgegangen und habe rote Zahlen verursacht, sagte der Geschäftsführer des Zentralverbandes des Kürschnerhandwerks, Bert Knoop, am Montag in Magdeburg vor der Presse.

Auch die allgemeine Verunsicherung beim Verbraucher über die Steuererhöhungen im Januar 1995 habe den Verkauf von Pelzmänteln, -jacken und -besätzen dramatisch zurückgehen lassen. Die Umsatzzahlen des ersten Quartals 1995 seien erneut unter den Erwartungen geblieben. Etwa ein Viertel der 1.430 pelzverarbeitenden Betriebe in Deutschland habe trotz der negativen Entwicklungen seinen Umsatz durch guten Service, Standortvorteile und einen festen Kundenkreis steigern können.

Für 1995 sagte Knoop stabile Verkaufspreise für Rohfelle voraus. Auch der allgemeine Trend zu Qualität und natürlichem Material sorge für ein dringend nötiges Umsatzplus. Die neuen Schnitte seien feminin und jugendlich. Durch leichtes Material und sportive Gestaltung gewinne der Pelz im Alltag an Bedeutung. Traditionelles Material werde gefärbt, bedruckt und mit Wollstoffen und Leder gemischt. Stark im Kommen seien Kreationen aus Curly-Lamm.

Die Kürschner in Ostdeutschland lebten derzeit überwiegend von Reparaturen und Umarbeitungen, sagte der Obermeister der Landesinnung Sachsen-Anhalt, Burkhart Jovy. Die Überalterung der Handwerker zu DDR-Zeiten, ungeklärte Eigentumsfragen und eine oft unsichere Geschäftslage habe die Kürschnergemeinde in Ostdeutschland um 40 Prozent auf 223 Betriebe schrumpfen lassen. Ein Großteil der 24 Betriebe in Sachsen-Anhalt könne derzeit in eine gesicherte Zukunft blicken.

lsa/sas/hoe

121057 Jun 1995