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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 21.08.1995, 13:12 Uhr.

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Ernährung/Umwelt
Das Schwein soll nicht länger zur Sau gemacht werden

München (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Der Umwelt- und Verbraucherpolitiker der bayerischen SPD-Landtagsfraktion Horst Heinrich hat ein Ende der "ekelerregenden" Verfütterung von Speiseabfällen an Schweine verlangt. Wer gesehen habe, was den Schweinen über diesen Weg vorgesetzt werde, werde kaum mehr Schweinefleisch mit Appetit essen, sagte Heinrich am Montag vor Journalisten in München.

In den Speiseresten von Großverbrauchern wie Kantinen, Krankenhäusern und Heimen landeten nicht selten auch gebrauchte Taschentücher, Binden, Pillen, Zahnstocher und sogar Einwegspritzen. Wenn solche Speisereste verfüttert würden, dann mache man "das Schwein zur Sau".

Jährlich fielen nach Schätzungen bundesweit bis zu sechs Millionen Tonnen an Speiseresten an. Ein Teil davon werde gesammelt, erhitzt und an Schweine verfüttert, deren Fleisch dann mindere Qualität aufwerfe. Durch die Speiserestverfütterung steige auch die Gefahr der Verbreitung von Schweinepest, wenn die Abfälle nicht ausreichend erhitzt würden. Nach dem Gesetz müsse der Verbraucher aber nicht nur vor gesundheitsgefährdenden, sondern auch vor ekelerregend zubereiteten Nahrungsmitteln geschützt werden.

Der beste Weg sei die getrennte Erfassung der Speisereste, wobei pflanzliche Nahrungsmittel kompostiert und der Rest in Vergärungs- und Biogasanlagen behandelt werden sollten, sagte der SPD-Verbraucherpolitiker. In vielen Gaststätten und bei anderen Nahrungsmittel-Großverbrauchern würden außerdem immer noch zu viele Speiseabfälle unnötig produziert. So müßte es im Computerzeitalter möglich sein, etwa in Krankenhäusern frischoperierten Patienten nicht riesige Essensportionen zu servieren, die dann weggeworfen werden müssen. Noch immer würden in vielen Gaststätten keine Kinder- und Seniorenportionen angeboten. Außerdem sollte es möglich sein, flexibler auf die Wünsche von Gästen einzugehen, so daß nicht so viele unberührte Bestandteile von Gerichten entsorgt werden müssen, sagte Heinrich.

rmu/tba

211112 Aug 1995