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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 24.01.1995, 13:51 Uhr.

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bln/vm/Justiz/Dagobert
Dritter Tag im Dagobert-Prozeß: Funke erneut geständnisfreudig

Berlin (dts Nachrichtenagentur/ADN-bln). Der mutmaßliche Kaufhauserpresser und Sprengstoffattentäter Arnold Funke hat auch am dritten Verhandlungstag im Dagobert-Prozeß sein Plauderstündchen fortgesetzt. In seinen Ausführungen vor der 33. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin ging er am Dienstag auf den Zeitraum vom Bau eines ausgeklügelten Schienenfahrzeugs für einen Geldtransport bis zu seiner Festnahme ein.

Auf die Idee für die seiner Meinung nach abgesicherte Geldübergabe per Schienenfahrzeug sei er bei einem Windhundrennen gekommen, sagte der 44jährige. Der Hase habe ihm als Vorbild gedient.

So bastelte er das Gefährt und placierte es am 22. Januar 1994 auf einem stillgelegten Gleis nahe dem U-Bahnhof Jungfernheide. Der Geldbote wurde dorthin geleitet und erhielt die Weisung, das Paket auf die Halterung des Fahrzeugs zu legen und einen roten Knopf zu drücken, der das mit einem Elektromotor betriebene Vehikel in Bewegung setzte. Angelsehnen, die Funke zuvor gespannt und mit Knallkörpern versehen hatte, signalisierten ihm das Herannahen von Polizeibeamten. Als die Verfolger auf wenige Meter herankamen, flüchtete Dagobert auf einem Fahrrad. Daß das Schienenfahrzeug umkippte, hatte er nicht bemerkt.

Kurz vor seiner Festnahme am 22. April 1994 an einer Telefonzelle in Treptow will er schon geahnt haben, daß keine Geldübergabe mehr erreichbar war. Als Polizeiautos an diesem Tag mit quietschenden Reifen um die Ecke fuhren, hätte er ihnen zugewinkt, sagte Funke. Die Schußwaffe trug er damals nicht bei sich. Als alter Sportsmann hätte er sich mit den Siegern gefreut, meinte der Angeklagte. Lust und Antrieb zu weiteren Erpressungen hätte er schon früher verloren. Weil er seine Familie nicht mehr ernähren konnte, wollte er angeblich Selbstmord begehen.

Der Prozeß wird am Freitag forgesetzt.

est/mwa

241251 Jan 1995