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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 30.08.1995, 16:14 Uhr.

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Konjunktur/Prognose/HWWA
(Sperrfrist 24.00 Uhr) HWWA: Stabilitätsaussichten im Westen wieder ungünstiger

Hamburg (dts Nachrichtenagentur/ddpADN). Die Bemühungen um eine Stabilisierung der Preise in Westdeutschland in den vergangenen zwei Jahren hat zu deutlichen Erfolgen geführt. So sank der Anstieg des Preisindexes von Anfang 1993 von 4,4 Prozent auf 2,3 Prozent zu Beginn dieses Jahres. Seither ist der Stabilisierungsprozeß jedoch ins Stocken gekommen, wie das Hamburger Institut für Wirtschaftsforschung (HWWA) in seinem jüngsten Konjunkturbericht schreibt.

Von der Kostenseite her sind nach Einschätzung der Hamburger Forscher die Perspektiven für die Preisentwicklung in diesem Jahr "deutlich ungünstiger" geworden. Die Tarifrunde mit ihren "kräftigen Lohnsteigerungen" habe angesichts einer verlangsamten Produktivitätszunahme zu steigenden Lohnstückkosten geführt. Damit dürfte die Senkung vom vergangenen Jahr um ein Prozent in diesem Jahr wieder aufgezehrt werden. Wenn für das kommende Jahr ähnliche Tarifabschlüsse wie 1995 unterstellt werden, dürften sich die Lohnstückkosten aufgrund niedrigem Produktivitätszuwachses weiter erhöhen. Leicht entspannt werde die Lage allerdings durch eine Entlastung bei den Materialkosten.

Von der kräftigen Aufwertung der D-Mark ist laut HWWA bisher nur eine geringe dämpfende Wirkung auf die Verbraucherpreisentwicklung ausgegangen. Allerdings dauere es in der Regel auch länger, bis die Verbilligung importierter Vorprodukte auf die Verbraucherstufe durchschlage.

Der Belastung der Preisperspektiven durch wachsende Lohnkosten stehen allerdings gewichtige preisdämpfende Einflüsse gegenüber, insbesondere die aufgrund der Steuererhöhungen gedrückte Konsumnachfrage und eine tendenziell nachlassende Anspannung am Wohnungsmarkt. Daher sei mit einer Verstärkung des Preisauftriebs im Jahresverlauf nicht zu rechnen. Die Anstiegsrate für den Preisindex der Lebenshaltung werde im Jahresdurchschnitt 2,25 Prozent betragen.

Für das kommende Jahr rechnet das HWWA mit noch ungünstigeren Aussichten aufgrund steigender Lohnkosten und steigender Verbrauchsnachfrage durch Steuersenkungen, höheres Kindergeld und Fortfall des Kohlepfennigs. Dadurch dürfte sich der Anstieg der Verbraucherpreise 1996 noch beschleunigen und im Jahresverlauf bei 2,5 Prozent liegen.

spa/stu

301414 Aug 1995