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Sie sehen hier eine historische Nachrichtenmeldung der früheren Nachrichtenagentur ddp/ADN (ab 2010 "dapd") vom 04.09.1996, 22:40 Uhr.

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ddp/ADN4012 4 pl 279

Presse 40/Tschechien/Erklärung
"Neue Osnabrücker Zeitung"

"welch ein armutszeugnis fuer die politik beider laender: da treffen sich die praesidenten deutschlands und tschechiens und stimmen bei einem jugendtreffen das hohe lied der verstaendigung und der guten nachbarschaft an. die offizielle erklaerung aus bonn und prag ueber die beiserseitige aussoehnung aber laesst noch immer auf sich warten. wie ein tiefer schatten lag diese uneinigkeit ueber der begegnung von vertretern der jungen generation beider voelker, der dadurch viel von ihrer wirkung genommen wurde. gewiss darf das verhaeltnis zwischen beiden laendern nicht vom inhalt einer deklaration abhaengen. aber nachdem sie nun einmal in ihrer bedeutung derart hochstilisiert worden ist, wird das ende des quaelend langen vorbereitungsprozesses umso dringender. vor allem auf die gegenseitigen schuldzuweisungen, die schon so viel schaden angerichtet haben, sollte nun endlich verzichtet werden. das grunduebel liegt darin, dass diese resolution auf beiden seiten fuer die innenpolitische auseinandersetzung instrumentalisiert worden ist. in tschechien ist - staerker als in polen - noch die latente abneigung vor allem rechtsgerichteter kraefte gegen den maechtigen deutschen nachbarn spuerbar. in bayern betrachtet sich die csu als sachwalterin der sudetendeutschen vereinigungen, die bei allem verstaendnis fuer ihre enge bindung an die verlorene heimat die realitaeten zu sehr ignorieren. ein beispiel dafuer ist die forderung, an den verhandlungen mit prag beteiligt zu werden. weder schlesiern noch ostpreussen konnten bei den in den konsequenzen erheblich weiterreichenden grenzvertraegen eine mitwirkung zugestanden werden. sie haben - wenngleich schmerzlich - akzeptiert, was jetzt von sudetendeutschen verweigert wird. ginge es allein nach bundespraesident herzog und aussenminister kinkel, waere die seit laengerem weitgehend unterschriftsreife deklaration laengst verabschiedet. angesichts des widerstandes in der csu aber gilt nun immer noch das prinzip hoffnung. das ist zu wenig. wenn sich die kraefte der vernunft nicht bald durchsetzen, wird die resolution entwertet. was der versoehnung dienen soll, darf nicht laenger zankkapfel sein."

ddpADN

042040 Sep 1996